Gabi und Burk­hardt neh­men uns mit auf eine Zeit­rei­se, denn ihr Urlaub auf Mau­ri­ti­us war breits 1988. Sicher­lich ein span­nen­der Ver­gleich für alle, die gera­de erst auf der Insel waren.

Zeit­rei­se — Mau­ri­ti­us 1988

Am spä­ten Nach­mit­tag hebt der Flie­ger in St. Denis von der Insel La Reuni­on ab und nimmt Kurs auf die Nach­bar­insel Mau­ri­ti­us. Es ist nicht mal Zeit zum Ser­vie­ren eines Bon­bons, da liegt Mau­ri­ti­us schon vor uns und wir set­zen zur Lan­dung an. Bei dem Städ­chen Mahe­bourg an der Ost­küs­te liegt der Flug­ha­fen und so müs­sen wir — wie schon gehabt — wie­der an die West­küs­te von Mau­ri­ti­us, denn dort liegt unser Hotel ‘La Piro­gue’, wie vie­le ande­re Hotels auch. Schon urlaubs­ge­wohnt durch die Woche auf La Reuni­on und das drit­te Mal auf sel­bi­ger Stra­ße, sehe ich die vor­bei­zie­hen­de Land­schaft jetzt wohl mit einem etwas zu kri­ti­schem Auge. Denn es scheint mir wirk­lich nix Dol­les zu sein, was die Stre­cke nach Wes­ten so bie­tet. La Reuni­on hat uns offen­bar doch zu sehr ver­wöhnt. Nach zwei Stun­den Fahrt taucht das Meer auf und La Piro­gue, unser Heim für die nächs­ten zwei Wochen, ist erreicht.

Zu einem tol­len Halb­bun­ga­low etwas abseits des Haupt­hau­ses wer­den wir mit unse­rem Gepäck gebracht. Das Zim­mer ist mit allem PiPa­Po aus­ge­stat­tet, mit klei­ner Ter­ras­se und nicht weit vom Strand ent­fernt. Hier läßt sich’s aus­hal­ten, sage ich zu Gabi beim Ankunfts­schluck aus der Pul­le Osborn. Wäh­rend Gabi Kla­mot­ten ein­räu­men möch­te, will ich erst mal den Strand in Augen­schein neh­men und wan­de­re über die Wie­se nach vor­ne. Ja, er ist eines Bade­ur­laubs wirk­lich wür­dig, ist mein sofor­ti­ger Gedan­ke. Feins­ter, wei­ßer Sand, der Strand breit und das tür­kis blit­zen­de Was­ser glas­klar. Links im Hin­ter­grund so eini­ge mar­kan­te Ber­ge, ansons­ten frei­er Blick übers Meer bis zum Hori­zont. Und weit drau­ßen ist sogar das Riff am weiß schäu­men­den Was­ser aus­zu­ma­chen. Auch für Schat­ten ist gut gesorgt: Gro­ße, mit Palm­we­deln bedeck­te, höl­zer­ne Schir­me ent­lang der gesam­ten Front des Hotel­be­reichs. Die gan­ze Anla­ge bie­tet ein gedie­ge­nes Urlaubs­bild mit den gro­ßen Pools vor dem Haupt­haus und den hüt­chen­ar­ti­gen Bun­ga­lows an bei­den Sei­ten. Voll zufrie­den mit dem Gese­he­nen ver­kün­di­ge ich Gabi: ‘Ich habe nichts zu mäkeln. Der Bade­ur­laub kann sei­nen Anfang neh­men!’ Zwei Gläs­chen Osborn war­ten schon auf der Terrasse.

Auf das Abend­essen bin ich gespannt. Eins weiß ich aber jetzt schon, was ich näm­lich nicht essen wer­de. Auf Mau­ri­ti­us muß man aller­dings umden­ken, da hier Eng­lisch die Amts­spra­che ist. Statt Pou­let heißt es des­halb Chi­cken. Ordent­li­che Gar­de­ro­be wird in den Hotels auf Mau­ri­ti­us beim Abend­essen schon ger­ne gese­hen, wenn es auch nicht gleich mit Kra­wat­te sein muß. Ein Jacket hän­ge ich mir jeden­falls über die Schuld­er. Na, und die meis­ten Damen freu­en sich, die vie­len mit gebrach­ten Kla­mött­chen tra­gen und vor allem zei­gen zu kön­nen. Bil­lig­tou­ris­mus ist in Mau­ri­ti­us nicht ange­sagt, dafür sor­gen schon die Prei­se auf der Insel. Denn die meis­ten Din­ge — gera­de für die geho­be­nen Ansprü­che der Gäs­te — müs­sen impor­tiert werden.

Der Eßraum ist groß, der Auf­ent­halt dar­in aber doch ange­nehm. Ein rie­si­ges Buf­fet ist auf­ge­baut und jeder kann schlem­men, wie er möch­te. Da wir hier auf einer Insel sind, wen­de ich mich den Mee­res­früch­ten und dem Fisch zu. Ein Süpp­chen vor­ne­weg und diver­se Nach­ti­sche, u.a. mit ver­schie­de­nen Käse­sor­ten run­den das abend­li­che Mahl ab. Zufrie­den mit dem Hotel und uns selbst, gön­nen wir uns zur Fei­er die­ses ers­ten Tages auf Mau­ri­ti­us sogar eine Fla­sche Wein. Sie ist impor­tiert aus Euro­pa. Am spä­te­ren Abend sit­zen wir — wie vie­le ande­re Gäs­te auch — außer­halb in lau­er Luft und mit Blick auf die ange­strahl­ten Pools und Ensem­bles exo­ti­scher Pflan­zun­gen. Wir genie­ßen es, ein­fach so da zu sit­zen und zu wis­sen, dass um uns her­um aus­schließ­lich das fer­ne Mau­ri­ti­us ist. Irgend­wann wan­dern wir über warm aus­ge­leuch­te­te Wege zu unse­rem Bun­ga­low zurück. Win­zi­ge Frö­sche hüp­fen vor unse­ren Füßen davon. Gabi ist sofort wie­der wach. Es dau­ert nicht lan­ge, bis so ein armer Hüp­fer in Gabis hoh­ler Hand gefan­gen sitzt. Ob er von den vie­len Strei­chel­ein­hei­ten, die ihn jetzt über­kom­men, begeis­tert ist, wage ich jedoch zu bezeifeln.

Die übli­che Info der Rei­se­lei­tung hören wir uns bei einem bun­ten Drink mit Oran­gen­schei­be an. Wich­tig erscheint mir vor allem der Hin­weis auf die beson­ders inten­si­ve Son­nen­ein­strah­lung auf Mau­ri­ti­us. Und tat­säch­lich, selbst unter dem gro­ßen Son­nen­schirm soll­te ich mir noch einen leich­ten Son­nen­brand holen. Die Rück­strah­lung des San­des und des Was­sers ist das Übel. Ande­re trifft es jedoch stär­ker als mich. Bekannt­lich sind Wirts­leu­te im Novem­ber im Urlaub. Und so ein Wirt aus Ham­burg mit einem eige­nen Fisch­lo­kal aalt genüß­lich sei­nen schnee­wei­ßen, pral­len Kör­per unter dem Son­nen­schirm am Strand. Ein sat­tes Rot zeigt er uns jam­mernd am nächs­ten Tag unter dem lang­är­me­li­gen Hemd, das er ab jetzt trägt. Je ein Mal täg­lich wan­de­re ich am Vor- und am spä­ten Nach­mit­tag den Stand weit hin­un­ter. Gabi ist nur ab und an dabei, sie hat näm­lich reich­lich Lese­stoff mit gebracht.

So schön der Auf­ent­halt am Strand von Mau­ri­ti­us auch ist, eins fehlt mir doch. Es sind die Pal­men, die für mich einen Bade­ur­laub unter süd­li­cher Son­ne erst so rich­tig zu einem fer­nen, exo­ti­schen Erleb­nis machen. Pal­men habe ich auf Mau­ri­ti­us aber lei­der nur sehr weni­ge gese­hen. Die präch­ti­gen Tali­pot-Pal­men im bota­ni­schen Gar­ten von Pam­ple­mous­ses oder die Kokos­pal­men in den Hotel­an­la­gen möch­te ich hier nicht dazu zäh­len. So wer­den mei­ne Spa­zier­gän­ge am Strand also im Wesent­li­chen von vie­len Misua­ri­nen-Bäu­men und Sträu­chern beglei­tet. Ein­hei­mi­sche sieht man nur weni­ge am Strand; sie haben wohl eige­ne Bade­stel­len, die am Wochen­en­de auf­ge­sucht wer­den. Ein­mal habe ich aber Glück und kom­me gera­de rich­tig, als die hal­be indi­sche Bevöl­ke­rung von Mau­ri­ti­us durch die Bäu­me an den Strand strömt. Gespannt will ich wis­sen, was sie hier machen wer­den und gehe näher.

Sie sind nicht zum Baden gekom­men, wird mir gleich klar. Inder in Bade­ho­se habe ich übri­gens auch noch nie gese­hen, denn wenn sie baden, dann gleich mit allem Drum und Dran, vor allem mit Sari. Kör­be mit Früch­ten jeder Art, Gemü­se, Scha­len, klei­ne Tel­ler­chen und auch flä­chig geschnit­te­ne Palm­blät­ter haben sie mit gebracht. Ein Fest­mahl wird aber nicht draus. Es wird sor­tiert, eine Bana­ne wird hier hin gelegt, ein Salat­blatt dort zu ande­ren Früch­ten, dann stimmt’s doch wie­der nicht und eine Ana­nas muß zu einem ande­ren Häuf­chen und so fort. Jeden­falls wer­de ich nicht schlau draus, wie nun was stim­mig gemacht wer­den soll. Offen­bar stö­re ich bei die­ser Zere­mo­nie aber auch nicht, denn über­all wer­de ich freund­lich ange­se­hen und sogar von hüb­schen Inde­rin­nen ange­lä­chelt, was mir den Hin­du­is­mus schnell näher bringt. Ein hin­du­is­ti­sches Ritu­al ist es sicher­lich, wie mir das andäch­ti­ge Zuse­hen und Ver­hal­ten der Leu­te bei der Waschung die­ser oder jener Frucht mit Meer­was­ser zeigt. Da ich viel­leicht doch stö­ren könn­te, zieh ich wei­ter des Weges am Strand bis zum nächs­ten Hotel und geneh­mi­ge mir an der Pool­bar — zwecks mei­ner inne­ren Waschung — einen erfri­schen­den Drink.

Ins Gespräch kommt man bei Urlaubs­lau­ne und zudem an der Pool­bar in Mau­ri­ti­us natür­lich schnell. Es sind lei­der nicht die hüb­schen Inde­rin­nen von vor­hin, die an der Bar den Waschun­gen wei­ter nach­ge­hen, son­dern zwei älte­re Damen, die mich fast bis zum Son­nen­un­ter­gang hier fest­na­geln. Gro­ße Wol­ken­fel­der sind mitt­ler­wei­le auf­ge­zo­gen, die durch das war­me Licht der tief ste­hen­den Son­ne auf mei­nem Rück­weg stim­mungs­voll ange­strahlt wer­den. Son­nen­un­ter­gän­ge auf Mau­ri­ti­us sind ein­fach was Beson­ders; zwei von ihnen habe ich daher in die Bil­der­ga­le­rie zum Nach­emp­fin­den mit auf­ge­nom­men. Die Zere­mo­nie der Inder ist vor­bei, der nach­mit­tags so vol­le Strand jetzt fast men­schen­leer. Nur eine Hand­voll steht noch am Ufer und schaut über das wei­te Meer. Ob sie sich nach Indi­en seh­nen? fra­ge ich mich und las­se die Pocket — ange­sichts des wun­der­schö­nen Moti­ves — kli­cken. Erst bei völ­li­ger Dun­kel­heit errei­che ich unser Hotel La Pirogue.

Gabi hat sich für heu­te Abend beson­ders fein gemacht. Und sie ach­tet drauf, dass auch ich mein bes­tes Hemd sowie eine gebü­gel­te Hose anzie­he. Selbst mei­ne Kra­wat­te hat heu­te erst­ma­lig in die­sem Urlaub Dienst. Nach dem Abend­essen wol­len wir näm­lich zwei Eta­gen im Haupt­haus höher gehen; denn dort hat unser freund­li­ches Hotel ein Spiel­ka­si­no ein­ge­rich­tet. Wenigs­tens eini­ge Rupi­en der hie­si­gen Wäh­rung soll­ten schon ver­spielt wer­den, zu Hau­se kön­nen wir doch nichts damit anfan­gen. Wir haben auch das Glück und brau­chen tat­säch­lich kei­ne wei­chen Rupi­en aus Mau­ri­ti­us mit nach Deutsch­land neh­men. Viel ist im Casi­no los, was ich nicht gedacht hät­te. Offen­bar will kei­ner mit der Mau­ri­ti­us-Rupie auf Dau­er etwas zu tun haben. Selbst recht bie­der aus­se­hen­de Leu­te haben sich für hier oben schmuck gemacht und sind eif­rig am Set­zen. Eine inter­es­san­te Abwechs­lung ist es allemal.

Unse­ren ers­ten Aus­flug wer­den wir heu­te machen. Er geht in den Nor­den von Mau­ri­ti­us, über Bam­bous, die Haupt­stadt Port Lou­is, Pam­ple­mous­ses bis nach Grand Baie hin­auf. Alles fran­zö­si­sche Orts­na­men, wie ich fest­stel­le. Und wir hören von der Rei­se­lei­tung, dass die Fran­zo­sen auf der Insel auch lan­ge Zeit aktiv gewe­sen sind. Ers­te Besu­cher der ursprüng­lich unbe­wohn­ten Insel waren wohl ara­bi­sche See­fah­rer im 10 Jh. oder noch frü­her. Für das Abend­land ent­deck­te der Por­tu­gie­se Pedro Mas­ca­ren­has Mau­ri­ti­us um 1510. Aber erst die Hol­län­der ergrif­fen 1598 vor­über­ge­hend Besitz von der Insel und benann­ten sie nach ihrem ers­ten Statt­hal­ter Mau­rits von Ora­ni­en. 1715 kamen dann die Fran­zo­sen, die ins­be­son­de­re den Zucker­rohr­an­bau ein­führ­ten und auch Port Lou­is grün­de­ten. 1810 wie­der­um erober­ten die Bri­ten die Insel und blie­ben dort bis zur Unab­hän­gig­keit von Mau­ri­ti­us im Jahr 1968. Das heu­ti­ge poli­ti­sche Sys­tem ist eine par­la­men­ta­ri­sche Mon­ar­chie im Commonwealth.

Wie schön, wir sind nur zu Viert und fah­ren mit einem Taxi. Auf der lin­ken Stra­ßen­sei­te kurvt man durch Mau­ri­ti­us, wie es bei Eng­län­dern üblich ist. Fel­der mit Zucker­rohr brei­ten sich zur lin­ken und rech­ten Sei­te aus und nur ab und zu sieht man dazwi­schen dunk­le Lava­bro­cken oder Ber­ge auf­ra­gen. Zucker­rohr ist die wich­tigs­te Pflan­ze in Mau­ri­ti­us und beherrscht noch heu­te ca. 80 % der Anbau­flä­che. Frü­her war sie sogar ein­zi­ger Export­ar­ti­kel. Und Skla­ven aus Afri­ka, spä­ter dann ange­wor­be­ne Inder, bestell­ten die Fel­der. Dies ist auch der Grund für die heu­ti­ge Mehr­heit der Inder auf Mau­ri­ti­us. Ern­te­zeit ist jetzt, denn auf den Fel­dern sind die Bau­ern mit Mache­ten dabei, die hohen Hal­me zu kap­pen. Nach der Ern­te wird Mau­ri­ti­us ein ande­res Gesicht zei­gen; dann wird der Blick näm­lich weit übers Land gehen und nicht durch hohes, gel­bes Meer ver­deckt sein. Ver­ständ­lich, dass man auf der Insel von nur 2 Jah­res­zei­ten spricht: ‘Vor und Nach der Ernte’.

Eine lan­ge Allee taucht vor uns auf, in die wir hin­ein fah­ren. Der Anblick ist phan­tas­tisch. Ein lodern­des Oran­ge auf den Bäu­men, eine Blü­ten­pracht wie ich sie so noch nie gese­hen habe. Flam­boy­ant heißt das Zau­ber­wort. Ein Baum, den ich mit sei­nen gefie­der­ten Blät­tern zwar schon öfter mal gese­hen habe, aber eben noch nie­mals blü­hend. In zwei Far­ben kann er blü­hen, in kräf­ti­gem Rot oder in die­sem Oran­ge. Ein Stop ist hier natür­lich zwin­gend für ein Foto und zum Genie­ßen. Bam­bou wird nur durch­fah­ren und wir nähern uns dem wirt­schaft­li­chen, poli­ti­schen und jeg­li­chem Zen­trum von Mau­ri­ti­us, der Haupt­stadt Port Lou­is. In einer Bucht, halb ein­ge­rahmt durch hohe schrof­fe Ber­ge, liegt sie und hat den ein­zi­gen Hafen der Insel. Nun, viel bie­tet Port Lou­is für Tou­ris­ten nicht. Ein paar Alleen, das Regie­rungs­ge­bäu­de sowie eini­ge ande­re reprä­sen­ta­ti­ve Häu­ser, auch den Hafen kann man sich anschau­en und das war’s eigent­lich schon. Ver­bleibt nur noch der Markt in den gro­ßen Eisen­hal­len. Der ist — wie über­all — hier eben­falls sehens­wert. Das bun­te Völ­ker­ge­misch und alles, was Mau­ri­ti­us an Waren zu bie­ten hat, kann bestaunt wer­den. Nur von den far­bi­gen Fischen mache ich in dem herr­schen­den Däm­mer­licht ein Pho­to zwecks Erinnerung.

Dicht besie­delt ist Mau­ri­ti­us mit sei­ner Grö­ße von etwa dem Saar­land. Zwi­schen 1 — 2 Mio Men­schen leben hier, vor allem im Gebiet um Port Lou­is bis hin­auf nach Cure­pi­pe, in der küh­le­ren Hoch­ebe­ne. Wir fah­ren jetzt aber die Stadt Pam­ple­mous­ses nörd­lich von Port Lou­is an. Der berühm­te bota­ni­sche Gar­ten steht auf dem Pro­gramm, was mich aller­dings in exo­ti­schen Gefil­den etwas stört. Mau­ri­ti­us hat offen­bar aber nicht mehr genü­gend eige­ne, unver­fälsch­te Natur zu bie­ten. Nur noch klei­ne Res­te des tro­pi­schen Regen­wal­des, der frü­her die gan­ze Insel über­zog, sind erhal­ten, die wert­vol­len Eben­holz­wäl­der längst abge­holzt, die ein­hei­mi­sche Fau­na, wie etwa der flug­un­fä­hi­ge Dron­te aus­ge­rot­tet und durch impor­tier­te Tie­re ersetzt. Schön ange­legt und inter­es­sant ist die Anla­ge von Pam­ple­mous­ses aber schon. Ins­be­son­de­re die präch­ti­gen Tali­pot-Pal­men und die rie­si­gen Blät­ter der See­ro­sen mit dem Namen Vic­to­ria Regia aus dem Ama­zo­nas­ge­biet sind sehens­wert. Sogar ein klei­nes Kind kann sich auf das kreis­run­de Blatt mit dem auf­ge­stülp­ten Rand setz­ten, ohne dass das Blatt unter Was­ser geht. Ein wei­te­res Rei­se­ziel wird für mich in Pam­ple­mous­ses gebo­ren: In der natür­li­chen Umge­bung will ich die Vic­to­ria Regia am Ama­zo­nas irgend­wann mal sehen.

Reich­lich Hotels und tou­ris­ti­sches Leben gibt es hier im Nor­den von Mau­ri­ti­us. Tol­le, kilo­me­ter­lan­ge Strän­de habe ich jedoch kei­ne gese­hen. Ist uns aller­dings egal, da wir in Grand Baie nur eine Segel­jacht bestei­gen und den Nach­mit­tag her­um schip­pern wol­len. Wir haben Glück auf dem Was­ser, denn die Son­ne scheint, wäh­rend an Land dicke, dunk­le Wol­ken um die Ber­ge hän­gen. Im süd­li­chen Som­mer, den wir jetzt im Novem­ber haben, sind kräf­ti­ge Regen­güs­se nicht unge­wöhn­lich. Auch Orka­ne könn­te es geben, aber bit­te nicht, wo wir hier drau­ßen sind. Schnor­cheln, nett zele­brier­te Gitar­ren­mu­sik, rela­xen, Rum und eine Anlan­dung zum Fische­gril­len fül­len die Zeit aus. Ein durch­aus ange­neh­mer Geburts­tag für mich, der mit einem herr­li­chen Son­nen­un­ter­gang auf der Rück­fahrt und in feucht-fröh­li­cher Run­de mit den bei­den neu­en Bekann­ten aus Obers­dorf, dem Wirts­ehe­paar aus Ham­burg und einem Geschäfts­rei­sen­den aus Kre­feld endet.

Die Tage auf Mau­i­ti­us gehen dahin. Wir genie­ßen sie in vol­len Zügen am Strand. Nur weni­ge Regen­güs­se errei­chen uns, auch wenn teils graue Wol­ken im Inne­ren der Insel zu sehen sind. An die inten­si­ve Son­ne haben wir uns mitt­ler­wei­le gewöhnt und die Bräu­ne macht gro­ße Fort­schrit­te. Gabi ist viel am Lesen. Ich beschäf­ti­ge mich auch damit, u.a. mit Rei­se­li­te­ra­tur über Mau­ri­ti­us. Phan­tas­ti­sche Bil­der von Lagu­nen und Strän­den sind dar­in zu sehen, was mich etwas irri­tiert. Denn ich bin ja schließ­lich hier und habe so tol­le Ansich­ten bis­her nicht gese­hen. Auch auf der Süd­tour soll­te ich sie nicht zu Gesicht bekom­men. Es soll sie aber geben, doch offen­bar nur auf den zwei oder drei klei­nen vor­ge­la­ger­ten Inseln Iles aux Cerfs an der Ost­küs­te. Schon miß­lich, wenn jemand mit die­ser Vor­stel­lung von herr­li­chen Buch­ten und Lagu­nen die Insel Mau­ri­ti­us in einer ande­ren Regi­on als der beson­ders teu­ren Ile aux Cerfs bucht.

Wir machen uns heu­te zur Süd­tour auf. Ein Bus mit wei­te­ren Gäs­ten soll in Port Lou­is bereit ste­hen. Der Bus ist voll, als wir Rich­tung Cure­pi­pe abfah­ren. Auf­wärts geht’s bis in eine Höhe von ca. 500 m. Eine Hoch­flä­che brei­tet sich im Insel­in­ne­ren aus und mit­ten drin liegt die Stadt Cure­pi­pe. Viel zu sehen gibt’s aber nicht und wir fah­ren als­bald wei­ter zu einem erlo­schen Kra­ter mit dem Namen Trou aux Cerfs. Wie ein nor­ma­ler, grün bewach­se­ner Hügel erscheint der Vul­kan. Per Bus kommt man sogar hin­auf und kann auf einer Ring­stra­ße um das ca. 100 m brei­te und 85 m tie­fe Kra­ter­loch her­um fah­ren, so oft man möch­te. Auch Bän­ke ste­hen hier oben und alles sieht nach einer gepfleg­ten Anla­ge aus. Ein schau­ri­ges Gefühl beim Blick in die Tie­fe zum Kra­ter­see über­kommt mich des­halb wohl nicht. Einen erheb­li­chen Teil der Insel mit den schrof­fen Res­ten der ehe­ma­li­gen Vul­kan­ber­ge kann man von hier aus recht gut sehen.

Wei­ter geht’s zu den bei­den ein­zi­gen, natür­li­chen Seen auf Mau­ri­ti­us. Grand Bas­sin nennt sich der für die Hin­dus hei­li­ge See. Hin­du­is­ti­sche Tem­pel, Göt­ter­sta­tu­en sind hier zu bewun­dern und wer im Febru­ar die­se Stät­te besucht, kann sogar das groß Fest Maha Shi­va­ra­tree der Hin­dus mit­er­le­ben. Durch reiz­vol­le Land­schaft fährt der Bus Rich­tung Süden. Ein hef­ti­ger Regen­guß über­kommt uns, doch zur rich­ti­gen Zeit erscheint die Son­ne wie­der und gibt einen herr­li­chen Blick von der Plai­ne Cham­pa­gne hin­ab in die Black River Schlucht frei. Ein hüb­scher Was­ser­fall wird besucht und dann hält der Bus — laut Pro­gramm — an einer ganz beson­de­ren Sehens­wür­dig­keit. Es ist die Far­bi­ge Erde oder Ter­res de Cou­leurs bei Chamarel.

Vom Hocker haut sie mich jedoch nicht, denn dafür ist die sicht­ba­re Flä­che der Ter­res de Cou­leurs etwas klein gera­ten. Wel­len­för­mig und mit glat­ter Ober­flä­che zieht sich die Far­bi­ge Erde an einen Hang hin­un­ter bis zur grü­nen, tro­pi­schen Umran­dung. Unser Bus ent­läd sei­ne Men­schen­fracht und alle haben das Bedürf­nis, wenigs­tens ein­mal in ihrem Leben auf der Ter­res de Cou­leurs her­um gestie­felt zu sein. So auch ich, wie mei­ne Pho­tos zei­gen. Ein wei­te­res Bedürf­nis der meis­ten Besu­cher, ein Stück der Ter­res de Cou­leurs als bil­li­ges Sou­ve­nir mit nach Hau­se zu neh­men, habe ich dage­gen nicht. Wegen mir wären die heut­zu­ta­ge ange­leg­ten, erhöh­ten Holz­ste­ge über der Far­bi­ge Erde zu ihrem Schutz des­halb nicht nötig gewe­sen. Durch Ver­wit­te­rung vul­ka­ni­scher Erden aus blau­en, grü­nen, roten und gel­ben Erd­schich­ten soll dies Phä­no­men ent­stan­den sein. Am Meer ent­lang geht die Fahrt über den Ort Tama­rin wie­der zurück ins Hotel.

Für wei­te­re Tou­ren durch Mau­ri­ti­us sind wir zu faul gewor­den und blei­ben die let­zen Tage des Urlaubs im Wesent­li­chen am Strand. Die drei Wochen sind wie­der mal viel zu schnell ver­gan­gen, wie es lei­der beim Urlau­ben fast immer so ist. Am spä­ten Nach­mit­tag hebt unser Flie­ger in Mahe­bourg ab, dreht freund­li­cher­wei­se noch eine vol­le Abschieds­run­de über der Insel Mau­ri­ti­us und nimmt dann end­gül­tig Kurs auf Euro­pa. Wun­der­schö­ne Feri­en auf den so völ­lig unter­schied­li­chen Inseln der Mas­ka­re­nen La Reuni­on und Mau­ri­ti­us gehen zu Ende.

Fotos zur Rei­se und einen ergän­zen­den Rei­se­be­richt zur Nach­bar­insel Reuni­on fin­den Sie auf der empf­ehelns­wer­ten Web­sei­te von Gabi und Burk­hardt.