Det­lef Fritz bereis­te Mau­ri­ti­us im März 2010 und wir freu­en uns, dass wir sein sehr aus­führ­li­ches Rei­se­tag­buch ver­öf­fent­li­chen dür­fen. Dar­in doku­men­tiert er infor­ma­tiv und lesens­wert  zahl­rei­che Tauch­gän­ge vor Mau­ri­ti­us und sei­ne Aus­flü­ge ins Landesinnere. 

” Unter Was­ser und an Land” — Mau­ri­ti­us 16.03. — 30.03.2010 — Rei­se­ta­ge­buch von Det­lef Fritz

 

Diens­tag, 16. März 2010: Quat­re Bor­nes – Flic en Flac (Wol­mar)

Es ist kurz vor neun Uhr, als wir die Ost­küs­te von Mau­ri­ti­us über­flie­gen. Das Land ist flach und grün, auf­ge­teilt in recht­ecki­ge Fel­der, die alle unmit­tel­bar anein­an­der gren­zen. Erst zum Insel­in­ne­ren hin zeigt sich das Land etwas hüge­li­ger, aber immer noch unter­teilt in fast gleich­för­mi­ge Felder.

Hin­ter uns lie­gen – bei drei Stun­den Zeit­un­ter­schied – zehn Flug­stun­den von Mai­land aus mit der Air Mau­ri­ti­us. Kurz vor acht Uhr abends MEZ war die Maschi­ne, nur halb voll, dort gestar­tet, und für uns war es ein Glücks­fall, sie über­haupt noch erreicht zu haben. Ursprüng­lich soll­ten wir mit der Con­dor von Frank­furt flie­gen – aber weil Luft­han­sa kei­ne Maschi­ne recht­zei­tig von Ber­lin-Tegel weg bekam, unse­re Maschi­ne nach Frank­furt sogar zwei Stun­den Ver­spä­tung hat­te, war die Con­dor so nicht mehr erreich­bar. Also muss­ten wir noch in Ber­lin umbu­chen, mit der Luft­han­sa nach Mün­chen flie­gen, da die Air Dolo­mi­ti nach Mai­land neh­men und dort dann mit der Air Mau­ri­ti­us die Rei­se nach Mau­ri­ti­us fort­set­zen. Aller­dings: Auch unse­re Maschi­ne nach Mün­chen hat­te Ver­spä­tung, so dass wir den Wei­ter­flug da auch bei­na­he ver­passt hat­ten. Dafür gab es aber am Schal­ter der Air Mau­ri­ti­us in Mai­land die beru­hi­gen­de Mit­tei­lung, dass sogar unser Gepäck, dass wir ja schon für den Flug via Frank­furt ein­ge­checkt hat­ten, eben­falls in Mai­land ein­ge­trof­fen und nach Mau­ri­ti­us ver­la­den sei.

Der Flug­ha­fen von Mau­ri­ti­us ist grö­ßer, als ich es erwar­tet hät­te – und die Maschi­nen blei­ben auch nicht auf dem Roll­feld ste­hen, son­dern fah­ren direkt an das Ter­mi­nal, wo die Pas­sa­gie­re dann über eine fahr­ba­re Brü­cke aus­stei­gen – selbst in Euro­pa ja kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, und auf afri­ka­ni­schen Flug­hä­fen eher die Aus­nah­me. Auch die Grenz­ab­fer­ti­gung ist eine rei­bungs­lo­se, ange­neh­me Über­ra­schung, und trotz  unse­rer fast vier­stün­di­gen Ver­spä­tung – eigent­lich hät­ten wir ja gegen fünf Uhr früh lan­den sol­len – klappt es mit der Abho­lung und dem Trans­fer nach Flic en Flac reibungslos.

Die Stra­ßen, die wir nun über die Insel neh­men, sind erstaun­lich gut aus­ge­baut, haben fast die Aus­ma­ße schma­le­rer Auto­bahn­ab­schnit­te – und füh­ren durch end­lo­se Zuckerrohrfelder.

Quat­re Bor­nes erweckt bei der Durch­fahrt den Ein­druck einer geschäf­ti­gen und über­aus sau­be­ren und gepfleg­ten Klein­stadt: Fast jedes Haus ent­lang der Haupt­stra­ße – ob es aller­dings vie­le ande­re Stra­ßen gibt, sehen wir natür­lich nicht – beher­bergt min­des­tens ein Geschäft, dazu gibt es auch eini­ge Sechs­ge­schos­ser, die hier wie aller­dings etwas depla­zier­te Hoch­häu­ser wir­ken – und natür­lich auch einen klas­si­schen Markt mit etli­chen Buden. Dazu scheint auf der teil­wei­se geschmück­ten Haupt­stra­ße auch noch so etwas wie eine per­ma­nen­te Rush­hour zu herrschen.

Heu­te sei aller­dings hier kaum Betrieb, meint unser Taxi­fah­rer, vie­le Geschäf­te wären schon geschlos­sen, die andern wür­den gegen Mit­tag dann eben­falls schlie­ßen. Heu­te ist näm­lich ein hin­du­is­ti­scher Fei­er­tag, des­halb ein Feri­en­tag auf der gan­zen Insel. Aber zumin­dest für uns ist am spä­ten Vor­mit­tag von „sonn­täg­li­cher Ruhe“ noch nicht viel zu bemerken.

Bei der Wei­ter­fahrt an die West­küs­te hat man stän­dig einen bizar­ren Fel­sen vor Augen, etwa bis auf hal­be Höhe grün bewach­sen, dann kahl und grau, einer Steil­wand in den Alpen ähn­lich, aber nicht ganz so groß, hier, zunächst allein in der Land­schaft ste­hend, doch recht gewaltig.

Flic en Flac zeigt sich zunächst als ein wohl­ha­ben­des Ört­chen an der Küs­te – mit eini­gen recht ansehn­li­chen Vil­len. Unser Hotel, das Pear­le Beach, liegt vom Orts­kern etwas ent­fernt, gehört bereits zum Orts­teil Wol­mar, befin­det sich aber direkt neben dem öffent­li­chen Bades­rand, zu dem auch ein klei­nes, Schat­ten spen­den­des Wäld­chen gehört.

Das Haupt­haus mit dem Restau­rant, dem – eher klei­nen – Pool und den etwas teu­re­ren Zim­mern liegt auf der Strand­sei­te, auf der ande­ren Sei­te der Pri­vat­stra­ße befin­det sich ein wei­te­rer Trakt, in dem sich auch unse­re Zim­mer befinden.

Gleich gegen­über liegt ein Super­markt – und die Bus­sta­ti­on ist auch nur eini­ge Schrit­te entfernt.

Mitt­woch, 17. März 2010: Tauch­plät­ze Couli­ne Bam­bous und Swiss Drop

Die Tauch­ba­sis von Diver­land Mau­ri­ti­us befin­det sich am Rand des hotel­ei­ge­nen Stran­des, wird unter ande­rem deutsch­spra­chig geführt – und mit dem Schnell­boot hat man inner­halb von 15 Minu­ten, so heißt es, auch die ent­fern­te­ren Tauch­spots erreicht.

Län­ger sind wir dann auch tat­säch­lich nicht unter­wegs – obwohl unser Boot nicht ein­mal über­mä­ßig schnell über die Wel­len rast.

Unser ers­ter Tauch­platz des Tages nennt sich Couli­ne Bam­bous. Über einem fla­chen Koral­len-Pla­teau geht es hin­un­ter und dann taucht man über die­ses Pla­teau hin­weg zu einer stei­len Wand, die auf eine Tie­fe von 30 Meter unter dem Mee­res­spie­gel abfällt. Zu den Bewoh­nern die­ser Fels­wand gehö­ren eine Mur­ä­ne, in einer Höh­le ent­de­cken wir einen grö­ße­ren Husa­ren­fisch, dazu gehö­ren Fal­ter zu der hier vor­herr­schen­den Art, aber auch einen Papa­gei­en­fisch bekom­men wir zu Gesicht und schließ­lich eini­ge sich in den Ane­mo­nen tum­meln­den Clownsfische.

Beein­dru­cken­der als die Fisch­welt ist aber die Unter­was­ser­land­schaft von Couli­ne Bam­bous mit einem „Tor­bo­gen“ in der Nähe der Wand sowie einem ein­zeln ste­hen­den Fel­sen, auf des­sen 18 Meter tief lie­gen­den Gip­fel die bun­tes­ten Koral­len wach­sen und sich auch die meis­ten Fische aufhalten.

Der zwei­te Tauch­platz, den wir gegen Mit­tag anfah­ren, heißt Swiss Drop, liegt zum gro­ßen Teil in einer Tie­fe von etwa 25 Metern, und besteht fast aus­schließ­lich aus von der Strö­mung glatt und gera­de gewa­sche­nen Fels­bro­cken, die so bei­na­he wir die Rui­nen eines uralten Tem­pels wir­ken. Tat­säch­lich han­delt es sich aber wohl um Lava-Bro­cken, die bei einem der lan­ge zurück lie­gen­den Vul­kan­aus­brü­che hier­her geschleu­dert wur­den, nun die­ses Laby­rinth aus „Ber­gen“ und „Gän­gen“ bilden.

Gleich zu Anfang begeg­nen wir einem ziem­lich grim­mig drein­schau­en­den Barsch, einer klei­nen gescheck­ten Mur­ä­ne, die ihren Ober­kör­per in der Strö­mung wie­gen lässt – und schließ­lich noch einem gro­ßen Drü­cker­fisch, der, mit dem Kopf nach unten, an einer Koral­le knabbert.

Bereits am Vor­mit­tag hat­te es ein­mal kurz getröp­felt. Am Nach­mit­tag bewölkt sich dann der Him­mel – und am Abend erle­ben wir ein ech­tes Tro­pen­ge­wit­ter mit Blit­zen, die den gan­zen Him­mel erleuch­ten und einem gewal­ti­gen Wolkenbruch.

Don­ners­tag, 18. März 2010: Tauch­platz La Cathé­dra­le – Quat­re Bornes

Am Mor­gen klart es zwar auf, ver­treibt der Wind die dunk­le Wol­ken­de­cke – aber bei der Anfahrt zu unse­rem Vor­mit­tags-Tauch­gang mer­ken wir dann doch den recht erheb­li­chen Wel­len­gang, und, an unse­rem Tauch­platz La Cethé­dra­le ange­kom­men, müs­sen wir auch schnell in die Tie­fe, weil uns die Ober­flä­chen­strö­mung sonst weg­tra­gen würde.

Auch La Cathé­dra­le ist eine Unter­was­ser­land­schaft aus Lava­bro­cken, fast 30 Meter tief, soll einer der schöns­ten Tauch­plät­ze von Mau­ri­ti­us sein, wovon wir heu­te aber wegen der beschränk­ten Sicht nicht all zu viel mit­be­kom­men. Aber immer­hin sieht man doch, dass die Stei­ne teil­wei­se von far­bi­gen Koral­len bewach­sen sind, und schließ­lich gibt es hier auch zwei grö­ße­re Höh­len, die man recht ein­fach durch­tau­en kann. Zu sehen gibt es Wim­pel- und Fal­ter­fi­sche, ab und an ein Kai­ser­fisch und schließ­lich begeg­nen wir einem ein­zel­nen, im Blau­was­ser schwim­men­den Kugel­fisch. In der zwei­ten Höh­le lugt eine grö­ße­re Mur­ä­ne aus einem Spalt im Fels her­vor, und zum Schluss kreu­zen wir noch den Weg eines Schwarms gro­ßer Stachelmakrelen.

Am Nach­mit­tag fah­ren wir mit dem Bus zum Markt in Qua­tres Bor­nes. Etwas über eine hal­be Stun­de braucht der öffent­li­che Bus für den Weg an den zahl­lo­sen Zucker­rohr­fel­dern vor­bei, durch meh­re­re wei­te­re Orte, die teil­wei­se inein­an­der über­ge­hen und wohl auch teil­wei­se schon mit Quat­re Bor­nes selbst ver­schmol­zen sind.

Am Rand des Mark­tes sind vor allem die Gemü­se­stän­de, auch noch im Ein­gangs­be­reich der nun schon fast lee­re Fisch­markt – und ansons­ten sind die über­dach­ten Gas­sen des Zen­tral­mark­tes dicht gefüllt vor allem mit Tex­til­ge­schäf­ten, es gibt Stän­de mit bil­li­gem Mode­schmuck, Leder­ar­ti­kel. Für zwei Leder­gür­tel zah­le ich zusam­men 370 Rupi­en, etwa acht Euro, eine Bil­lig-Uhr kos­tet mich sechs Euro.  On hier aller­dings wirk­lich um jeden Preis gefeilscht wer­den muss, erschließt sich mir nicht ganz: Die Markt­händ­ler reagie­ren eher erstaunt, wenn man ihren Preis nicht sofort zah­len will – und gehen dann von der genann­ten Sum­me auch nicht mehr wesent­lich herunter.

Als Händ­ler auf dem Markt sieht man Mus­lims mit Bart und tra­di­tio­nel­ler Kopf­be­de­ckung, man­che Frau­en mit Kopf­tuch, eine Händ­le­rin sogar ganz ver­schlei­ert, aber im gro­ßen und gan­zen schei­nen  doch die hin­du­is­ti­schen Inder das Bild des Mark­tes zu bestim­men, wobei Män­ner und Frau­en unter den Händ­lern etwa glei­cher­ma­ßen ver­tre­ten sind.

Reli­giö­se Koexis­tenz an einem Markt­stand: Der indi­sche Händ­ler ver­kauft christ­li­che Hei­li­gen- und hin­du­is­ti­sche Göt­ter­bil­der, alle offen­kun­dig von glei­chem Fabri­kat und aller­dings auch glei­cher­ma­ßen kitschig.

Neben dem Markt befin­den sich noch eini­ge moder­ne und natür­lich kli­ma­ti­sier­te Ein­kaufs­zen­tren, die aber längst nicht so vie­le Besu­cher anzie­hen wie die sti­cki­gen Markt­gas­sen. Erstaun­lich aller­dings: An vie­len Geschäf­ten an der Haupt­stra­ße sind, obwohl es inzwi­schen gegen 17 Uhr ist und die Mit­tags­pau­se längst vor­bei sein dürf­te, die Roll­lä­den noch immer heruntergelassen.

Wir fah­ren wie­der mit dem Bus zurück, sind kurz nach 18 Uhr im Hotel.

Frei­tag, 19. März 2010: Tauch­plät­ze Swiss Drop und Roche Cateau

In der Nacht hat es wie­der gereg­net, und auch am spä­te­ren Mor­gen gibt es noch ein­mal eine kräf­ti­ge Husche. Danach steht über dem Meer ein gro­ßer Regen­bo­gen, der sich noch ein­mal im Was­ser spiegelt.

Auf das Meer hat die­ser Regen jeden­falls nicht so gewirkt wie der vom Tag zuvor. Vor dem die Küs­te von Flic en Flac umge­be­nen Riff sind die Wel­len zwar unge­wöhn­lich lang und auch recht kräf­tig, aber wirk­lich unru­hig ist das Was­ser jeden­falls nicht, und auch die Sicht beim Tau­chen ist, wie wir noch fest­stel­len wer­den, weit bes­ser als gestern.

Zunächst fah­ren wir wie­der Swiss Drop an, gehen dies­mal aber etwas tie­fer, bis auf den Grund bei 32 Metern. Doch egal, in wel­cher Tie­fe man sich hier auch befin­det: die vor­herr­schen­de, recht häu­fi­ge Art schei­nen an die­sem Tauch­platz die gel­ben Wim­pel­fi­sche zu sein. Dazu begeg­nen wir aber auch eini­gen Kugel­fi­schen, dar­un­ter auch einem zu einem wah­ren Rie­sen her­an­ge­wach­se­nen Exem­plar, das nun im Blau­was­ser her­um schwimmt und schließ­lich einer Schu­le von Makrelen.

Auf etwa 25 Meter Tie­fe durch­que­ren wir eine brei­te und hohe, aller­dings nicht sehr lan­ge Höh­le, an deren Aus­gang – oder auch Ein­gang, je nach­dem, von wel­cher Sei­te man in sie hin­ein schwimmt – eine hin­du­is­ti­sche Göt­ter­sta­tue steht.

Kurz vor dem Ende des Tauch­gan­ges sehen wir dann auch noch eine gepunk­te­te See­schlan­ge, ein wohl eher dün­nes Exem­plar, das sich da über die Fel­sen bewegt.

Der zwei­te Tauch­platz des Tages heißt Roche Cateau, ist eben­falls ein vor allem fel­si­ger Tauch­platz mit eini­gen Can­yons und eher leich­tem Koral­len­be­wuchs, das alles auf einer Tie­fe zwi­schen 25 und 12 Metern. Um die Fels­for­ma­ti­on her­um befin­det sich ein Geröll­feld mit klei­ne­ren Stein­bro­cken im Sand.

Hier tref­fen wir auf etli­che Papa­gei­en­fi­sche, natür­lich auch Süß­lip­pen – vor allem aber auf eini­ge herr­li­che, groß gewach­se­ne Feu­er­fi­sche, die sich am Rand der Fels­wän­de in klei­nen Höh­len und Mul­den verstecken.

Am Nach­mit­tag zeigt sich der Him­mel wie­der bewölkt. Aber zumin­dest reg­net es vor­erst nicht.

Sams­tag, 20. März 2010: Flic en Flac – Pal­ma – Quat­re Bor­nes – Flo­ré­al – Trou aux Cerfs – Cure­pi­pe – Ganga Talao – Black River Gor­ges Natio­nal­park – Cha­ma­rel – Tama­rin – Flic en Flac

Die von Necker­mann ange­bo­te­ne und von der ein­hei­mi­schen Agen­tur Con­nec­tions unter dem Titel „Wild Colours“ durch­ge­führ­te Tour in den Süden von Mau­ri­ti­us kos­tet 82 Euro und beginnt für uns um 9.30 Uhr mit der Abho­lung vom Hotel.

An Hai­nen mit Lit­schi-Bäu­men und natür­lich Zucker­rohr­fel­dern vor­bei fah­ren wir zunächst Rich­tung Pal­ma, einer der mit Quat­re Bor­nes zusam­men gewach­se­nen Klein­städ­te. In eini­gen Zucker­rohr­fel­dern sieht man noch aus grau­en Stei­nen errich­te­ten Tür­me, einst die Kami­ne der auf den Fel­dern errich­te­ten Fabri­ken, in denen das Zucker­rohr gleich an Ort und Stel­le ver­ar­bei­tet wurde.

Vor einer Kir­che noch vor Pal­ma haben sich die Kin­der der Nach­bar­schaft ver­sam­melt. Das sei zwar eine katho­li­sche Kir­che, erzählt Sabe­e­ta, unse­re Rei­se­lei­te­rin, aber die Kin­der, die hier gespeist und unter­rich­tet wer­den, gehör­ten auch zu den ande­ren Reli­gi­ons­grup­pen der Insel. Und zur Sozi­al­ar­beit der katho­li­schen Kir­che gehö­re auch, das sie die Kin­der, unab­hän­gig von ihrer Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit, ver­schie­de­ne gemein­nüt­zi­ge Tätig­kei­ten ver­rich­ten lässt, ihnen so die Mög­lich­keit gibt, sich etwas Taschen­geld zu verdienen.

Über­haupt sei man auf Mau­ri­ti­us stolz auf die Unter­schied­lich­keit der Kul­tu­ren und Reli­gio­nen, deren Ange­hö­ri­ge pro­blem­los mit­ein­an­der leben wür­den. Auch Hoch­zei­ten zwi­schen den Ange­hö­ri­gen unter­schied­li­cher Reli­gio­nen sei­en nicht unge­wöhn­lich. Die Kin­der aus sol­chen Ver­bin­dun­gen bekom­men meist den Glau­ben des Vaters, recht häu­fig aber auch den der Mutter.

Eine Aus­nah­me erwähnt Sabe­e­ta dabei aber doch: Die Mus­li­me hei­ra­ten nur inner­halb der eige­nen Reli­gi­ons­ge­mein­schaft – oder aber der anders­gläu­bi­ge Part­ner muss eben­falls den Islam annehmen.

Abseits der Haupt- und Geschäfts­stra­ßen zeigt sich Quat­re Bor­nes als Gar­ten- und Vil­len­stadt. Rund zwei Mil­lio­nen Rupi­en, also etwa 50000 Euro,  wür­de so ein Haus kos­ten, sagt Sabe­e­ta – ein Betrag, den zumin­dest etli­che bes­ser ver­die­nen­de Insu­la­ner offen­kun­dig ger­ne aufbringen.

Unse­re Rou­te führt wei­ter durch die „bes­se­ren Gegen­den“ von Mau­ri­ti­us, vor­bei am abge­schirm­ten Wohn­sitz des Prä­si­den­ten, geht es nach Flo­ré­al, dem wohl wohl­ha­bends­ten Ort auf Mau­ri­ti­us. Die Vil­len in die­sem Ort der Rei­chen sind jeden­falls im eini­ges grö­ßer als auch die grö­ße­ren Häu­ser in Quat­re Bor­nes, und auch fast alle Bot­schaf­ter haben ihre Häu­ser nicht in der Haupt­stadt, son­dern in die­sem Ort mit Höhen­la­ge und etwas küh­le­ren Tem­pe­ra­tu­ren. Beson­ders beein­dru­ckend dabei: Das Anwe­sen des bri­ti­schen Bot­schaf­ters, ein wei­ßer Pracht­bau, gele­gen in einem eige­nen Park, eine Anla­ge, die durch­aus auch als Prä­si­den­ten­pa­last durch­ge­hen könnte.

Vor­bei an Cure­pi­pe geht es zum Trou aux Cerfs, einem Vul­kan­kra­ter mit rund 400 Metern Durch­mes­ser, ein Kra­ter, dem man sei­nen vul­ka­ni­schen Ursprung aller­dings kaum noch ansieht. Denn vom Kra­ter­rand aus blickt man auf einen fast dschun­gel­ar­tig bewach­se­nen­run­den Tal­kes­sel, blü­hen­de Vege­ta­ti­on mit einem kla­ren Gebirgs­see in der Mit­te des Kra­ters, genau so rund wie die­ser selbst.

Belieb­tes Aus­flugs­ziel der Ein­hei­mi­schen ist Trou aux Cerfs aber wohl auch wegen der Aus­sicht, die man vom Kra­ter­rand aus auf den ent­fern­ten Gebirgs­zug und auf das zu unse­ren Füßen lie­gen­de Cure­pi­pe hat.

Auf ihrem Weg in die höhe­ren Regio­nen der Insel hät­ten einst die fran­zö­si­schen Sied­ler an die­sem Ort immer eine klei­ne Pau­se ein­ge­legt, dabei auch eine Pfei­fe geraucht, erklärt Sabe­e­ta den Namen der Stadt. Ob die­se Erklä­rung einer his­to­ri­schen Über­prü­fung stand hält, sei dahin gestellt, aber in jedem Fall ist Cure­pi­pe, auch das ein eher wohl­ha­ben­der Ort mit einer brei­ten, ruhi­gen Haupt­stra­ße, das Zen­trum der fran­ko­pho­nen Ein­woh­ner von Mauritius.

Hier besu­chen wir die „Voliers de l’Océan“, eine Manu­fak­tur für Schiffs­mo­del­le, natür­lich auch mit einem groß­zü­gi­gen und edel aus­ge­stat­te­ten Ver­kaufs­raum, wo der Blick als ers­tes gleich hin­ter dem Ein­gang links und rechts auf zwei bau­glei­che Kriegs­schif­fe fällt, Drei-Mas­ter mit einer Län­ge von viel­leicht 1,50 Metern, bestückt mit drei Rei­hen Kano­nen auf jeder Sei­te, zwei detail­ver­lieb­te Pracht­stü­cke, bei denen man an Deck selbst noch die Taue fin­det. Preis­schil­der tra­gen die­se Schiffs­mo­del­le aber fein­füh­li­ger wei­se nicht.

Aber der Preis dürf­te wohl beträcht­lich sein. Immer­hin kann es schon eini­ge hun­dert Stun­den dau­ern, ehe so ein Modell das Ate­lier über den Ver­kaufs­räu­men ver­lässt. Dabei läuft die Her­stel­lung streng arbeits­tei­lig: Kein Beschäf­tig­ter bei die­sem Schiffs­bau ist mit allen erfor­der­li­chen Hand­grif­fen ver­traut, jeder fer­tigt immer nur bestimm­te Tei­le. Und bei die­ser Arbeits­tei­lung gilt: die grö­be­ren Arbei­ten, etwa das Schnit­zen der Schiffs­rümp­fe, wer­den von Män­nern gemacht, die Fein­ar­beit, das Auf­set­zen der Take­la­ge aber auch das Bestrei­chen der Boo­te, erle­di­gen die Frauen.

Gleich neben der „Voliers de l’Océan“ befin­det sich noch ein Ein­kaufs­zen­trum, auch das weni­ger auf die Bedürf­nis­se der Ein­hei­mi­schen als auf die Tou­ris­ten abge­stimmt. Die noblen Bou­ti­quen und Gale­rien sind um den Innen­hof des zwei­stö­cki­gen Gebäu­des grup­piert, im Ange­bot fin­den sich vor allem Tex­ti­li­en und Tep­pi­che, Schnit­ze­rei­en aller Art, aber auch Schmuck aus Koral­len und schließ­lich gro­ße Gebis­se, die wohl die Gebis­se von Hai­en sind.

An einem gro­ßen, von einem Pini­en­wald umge­be­nen Stau­see geht es wei­ter in den Süden, zum „Grand Bas­sin“, als Ganga Talao das zen­tra­le Hei­lig­tum der Hin­dus von Mau­ri­ti­us. Zum zen­tra­len Fest­tag wür­den Hun­dert­tau­sen­de Gläu­bi­ge über die gan­ze Insel zu Fuß hier­her pil­gern, hat­te Sabe­e­ta gesagt, aber nun ist es doch ver­hält­nis­mä­ßig ruhig – wobei es eine Schar von Pil­gern und natür­lich auch Tou­ris­ten hier immer gibt.

Die 36 Meter hohe Shi­va-Sta­tue vor dem Ein­gang über­ragt das gesam­te Are­al, und im Wald dane­ben sit­zen eini­ge Maka­ken auf den Bäu­men, beob­ach­ten auf­merk­sam die mensch­li­chen Besucher.

Vor­bei am Schrein für den Affen­gott Hanu­man und eini­gen klei­ne­ren Neben­ge­bäu­den geht es hin­un­ter zum See, dem „Grand Bas­sin“, in des­sen Was­ser in Ufer­nä­he wei­te­re Göt­ter­fi­gu­ren ste­hen. Wäh­rend des Fes­tes, so Sabe­e­ta, darf man nicht in den See gehen, aber nun ste­hen eini­ge Gläu­bi­ge doch im Was­ser, beten unmit­tel­bar vor den Götterstatuen.

Und sie las­sen auch ihre Opfer­ga­ben zurück: Der fla­che Grund des Sees ist hier mit Mün­zen bedeckt, in den Opfer­scha­len lie­gen Blu­men und Lebens­mit­tel – wor­an auch die Maka­ken eini­ges Inter­es­se zei­gen, die neu­gie­rig um das Ufer her­um­schwei­fen, sich momen­tan aber noch nicht näher wagen.

Unse­re Wei­ter­fahrt führt uns durch den Wald des Black River Gor­ges Natio­nal­parks, wo wir von einem Aus­sichts­punkt in eini­ger Ent­fer­nung einen der gro­ßen Was­ser­fäl­le der Insel sehen. Es ist ein eher schma­ler Fall, der da viel­leicht über hun­dert Meter den grün bewach­se­nen Fel­sen her­ab­stürzt, in das regen­wald­be­deck­te  Tal rund um den Fluss­lauf. Von der ande­ren Sei­te des Tales stürzt noch ein zwei­ter, klei­ner Fall hin­ab- wobei man auch bei dem nicht sieht, wo er genau hin­führt. Der Fluss­lauf des Black River lässt sich von unse­rem Aus­sichts­punkt jeden­falls nur erah­nen, liegt ver­bor­gen im dich­ten Grün.

Cha­ma­rel, unser nächs­tes Ziel, ist ein eigent­lich eher unschein­ba­res, beschei­de­nes Dorf im Süden der Insel, der Orts­kern bestehend aus eini­gen klei­nen Bau­ern­häu­sern – doch mit einem viel­sei­ti­gen Gemeindegebiet.

Bevor wir jeden­falls durch den Ort fah­ren, machen wir unse­re Mit­tags­pau­se in der „Rhu­me­rie de Cha­ma­rel“, dem Namen nach eigent­lich nur eine Rum-Destil­le, tat­säch­lich aller­dings ein hoch­herr­schaft­li­ches Anwe­sen mit Restau­rant und Gäs­te­haus, umge­ben von einem weit­läu­fi­gen Park – und natür­lich Zucker­rohr­fel­dern. Denn hier wird aus dem Zucker­rohr gleich der Rum gewonnen.

Das Gebäu­de mit der Maschi­ne, die den Saft aus dem Zucker­rohr presst und ihn destil­liert, steht zur Besich­ti­gung frei. Es ist eine alter­tüm­li­che Maschi­ne, die hier steht, mit über­gro­ßen Zahn­rä­dern und pres­sen – und Ersatz­tei­len, die neben ihr auf dem Boden lie­gen. Denn in Betrieb ist die Maschi­ne immer nur für den Zeit­raum von eini­gen Mona­ten, nach der Ern­te des Zucker­rohrs, und dann steht sie wie­der wie jetzt mona­te­lang still.

Das ist die Zeit, in der der Rum in den Fäs­sern her­an­reift, min­des­tens sechs Mona­te lang, dabei mit­un­ter auch mehr­fach destil­liert wird, bis er den gewünsch­ten Geschmack hat.

Nach Mit­tag­essen, Destil­le­rie-Besich­ti­gung und natür­lich Rum-Ver­kos­tung geht es wei­ter durch das Gemein­de­ge­biet von Cha­ma­rel, vor­bei an Zucker­rohr­fel­dern, durch Kaf­fee- und Bana­nen­plan­ta­gen, zunächst zum Was­ser­fall von Chamarel.

Der stürzt ähn­lich wie der Black River Was­ser­fall eben­falls rund hun­dert Meter in die Tie­fe, macht dabei aber einen etwas kräf­ti­ge­ren Ein­druck. Kurz vor der Absturz­stel­le an der röt­li­chen Fels­kan­te  teilt sich der Fluss näm­lich – und so stürzt sein Was­ser in drei aus­ein­an­der gezo­ge­nen Bah­nen in das Bas­sin am Fuß des Felsens.

Ganz in der Nähe liegt ein wei­te­res Natur­schau­spiel, die „Far­bi­ge Erde“ , die „Terre des Couleurs“.

Das Beson­de­re: Inmit­ten blü­hen­den Regen­wal­des liegt, auf einem hüge­li­gen Gelän­de, ein abso­lut kah­ler Fle­cken Erde, röt­lich und bräun­lich schim­mernd, unbe­rührt von der Pflan­zen­welt, die ihn umgibt. Betre­ten darf man die­se Erde nicht, weil sie sonst abge­tra­gen wer­den könn­te – und an eini­gen Stel­len scheint die­ser vom Vul­ka­nis­mus gepräg­te Boden auch schon etwas durch­läs­si­ger, kann man hier und da ein küm­mer­lich sprie­ßen­des Pflänz­chen erkennen.

Doch beim gro­ßen Über­blick hat sich die­ses Ter­rain den Ein­druck einer kah­len Vul­kan­land­schaft bewahrt.

Zum Are­al der „Ter­res des Cou­leurs“ – das Gelän­de ist im Pri­vat­be­sitz, für den Besuch ist ein Ein­tritts­geld fäl­lig – gehört auch ein Gehe­ge, in dem vier rie­si­ge Land­schild­krö­ten leben, fried­li­che Tie­re, die sich von den Besu­chern auch den Kopf strei­cheln las­sen – wobei sie das ver­mut­lich nicht wirk­lich mögen.

Die West­küs­te geht es nun wie­der nach Nor­den, zurück nach Flic en Flac. Dabei pas­sie­ren wir den an das Pan­ora­ma der Küs­te über­ra­gen­den Mor­ne Bra­bant, den nicht ein­mal son­der­lich hohen und auch nicht all zu stei­len Berg, der bis 1835 Unter­schlupf ent­flo­he­ner Skla­ven war, sehen auf die nicht weit vor der Küs­te lie­gen­de  Île aux Béne­tiers, und kom­men, kurz vor Tama­rin, an Man­gro­ven­fel­dern vor­bei, ein Küs­ten­ab­schnitt, an dem sich die Armen der Insel ange­sie­delt haben. Hier an die­sen Man­gro­ven­fel­dern jeden­falls domi­nie­ren die Well­blech­hüt­ten – wäh­rend Tama­rin mit sei­nen Vil­len wie­der einen wohl­ha­ben­den Ein­druck erweckt.

Am spä­te­ren Nach­mit­tag sind wir wie­der in unse­rem Hotel, wo wir am Abend noch eine Sega-Show zu sehen bekom­men, eine Tanz­show mit bun­ten Kos­tü­men, die sich aber nicht wirk­lich von den Folk­lo­re­vor­füh­run­gen in ande­ren Hotels an ande­ren Orten unterscheidet.

Sonn­tag, 21. März 2010 : Case­la Natu­re and Lei­su­re Park

Preis­un­ter­schie­de auf Mau­ri­ti­us: Eine ein­fa­che Taxi­fahrt von unse­rem Hotel zum viel­leicht sechs oder sie­ben Kilo­me­ter ent­fern­ten Case­la Natu­re and Lei­su­re Park soll 800 Rupi­en kos­ten, eine Hin- und Rück­fahrt, zwei Stun­den War­te­zeit für den Fah­rer inbe­grif­fen, 1000 Rupi­en. Wir neh­men für 18 Rupi­en den Bus bis zur gro­ßen Kreu­zung der Haupt­stra­ßen hin­ter Flic en Flac, könn­ten dort dann umstei­gen, lau­fen aber an den Zucker­rohr­fel­dern vor­bei noch etwa einen Kilo­me­ter, ste­hen dann am Ein­gang des weit­läu­fi­gen Anlage.

Der Ein­tritt für Erwach­se­ne beträgt 270 Rupi­en für Erwach­se­ne, für Ein­hei­mi­sche nicht gera­de bil­lig, aber am Wochen­en­de sind es doch auch vie­le Ein­hei­mi­sche mit Kin­dern, die es hier­her zu zie­hen scheint.

Schon vor dem Ein­gang war­ten die ers­ten exo­ti­schen Gän­se auf die Besu­cher, schwim­men die Kois, dar­un­ter wirk­lich gro­ße und far­ben­präch­ti­ge Exem­pla­re, in einem der zahl­lo­sen Bas­sins, die sich über die gesam­te Anla­ge verteilen.

Hun­der­te von Sit­ti­chen, vor allem vom afri­ka­ni­schen Fest­land, etli­che gro­ße Papa­gei­en leben hier in den Voliè­ren, schwar­ze Schwä­ne, Enten, Gän­se und auch etli­che Pfau­en bewe­gen sich ziem­lich frei auf dem Gelän­de hin und her.

Fas­zi­nie­ren­der als die­se viel­fäl­ti­ge Vogel­schar, bei der wohl alle Kon­ti­nen­te ver­tre­ten sein dürf­ten, sind aber die gewal­ti­gen Land­schild­krö­ten, die ihren eige­nen, von einer viel­leicht einen Meter hohen Mau­er umge­be­nen Hügel bewoh­nen. In der Mau­er wur­den die Ein­gän­ge für die zwei­bei­ni­gen Besu­cher, die mit den Tie­ren auf Tuch­füh­lung gehen wol­len, offen gelas­sen – und so könn­ten natür­lich auch die Schild­krö­ten das ihnen zuge­wie­se­ne Are­al jeder­zeit ver­las­sen, was sie aber trotz der manch­mal wirk­lich zudring­li­chen Gäs­te, die ihnen unbe­dingt den Kopf strei­cheln oder auf den mäch­ti­gen Pan­zer klop­fen müs­sen, wohl nie­mals tun.

Es muss ein gemäch­li­ches Leben sein, das die­se Urzeit-Tie­re hier füh­ren. Einen Groß­teil ihrer Zeit lie­gen sie faul und fast regungs­los in ihren Schlamm­kuh­len oder im Schat­ten der Bäu­me – und wenn sie sich bewe­gen, set­zen sie fast im Zeit­lu­pen­tem­pel erst einen, dann den ande­ren Vor­der­fuss vor, zie­hen die Hin­ter­bei­ne hin­ter­her, dabei den lan­gen Hals mit dem grei­sen­haft  wir­ken­den Kopf weit aus dem Pan­zer gestreckt.

Case­la wird zwar oft als Vogel­park bezeich­net, ist aber auch ein Bota­ni­scher Gar­ten mit zum Bei­spiel eini­gen Luft­wur­zel­bäu­men, ein Zoo, in dem man neben Lemu­ren von Mada­gas­kar auch einen Tiger in sei­ner Anla­ge fin­det, und wo man in einem ande­ren Bereich zu Hir­schen und Rehen ins Gehe­ge kann. Die Rehe zumin­dest  schei­nen die­se Besu­che nicht als läs­tig zu emp­fin­den, gehen viel­mehr selbst ihre zwei­bei­ni­gen Besu­cher mas­siv um Lecke­rei­en an.

Unmit­tel­bar neben die­sem Teil der Anla­ge befin­det sich ein wei­te­res Are­al, in dem die Besu­cher im Quad oder im offe­nen Bus auf Foto­sa­fa­ri gehen kön­nen, auch die Mög­lich­keit haben, mit – jun­gen – Löwen zu spa­zie­ren. Der Preis für sol­che Ver­gnü­gen liegt dann aber jeweils auch bei über 1000 Rupi­en pro Person.

Wir been­den dage­gen nach etwas mehr als zwei Stun­den unse­ren nicht ganz so aben­teu­er­li­chen Rund­gang, neh­men den Bus zurück nach Flic en Flac, wo wir gegen 15 Uhr wie­der im Hotel sind.

Mon­tag, 22. März 2010: Tauch­plät­ze Can­yon und Corall Garden

Der Can­yon genann­te Tauch­platz  besteht zunächst aus einem Stein­feld, von dem dann ein Can­yon in eine Tie­fe von bis zu rund 30 Metern führt. Auf dem Weg nach unten pas­siert man immer wie­der Wän­de sowie eini­ge allein ste­hen­de steil nach oben ragen­de Felsen.

Zunächst begeg­nen wir dabei einem Feu­er­fisch, dann einem grö­ße­ren Kai­ser­fisch, schließ­lich auch einem Trom­pe­ten­fisch. Fisch­schwär­me sind hier heu­te aller­dings nicht anzutreffen.

Der zwei­te Tauch­gang des Tages führt uns dann in den so genann­ten Koral­len­gar­ten, eine ziem­lich ebe­ne Flä­che in einer Tie­fe von nicht mehr als 23 Metern. Hier muss man jedoch auf­pas­sen, nicht zu hoch zu gera­ten, da über 15 Metern eine star­ke Strö­mung herrscht, die uns rasch fort­tra­gen würde.

Der Tauch­platz ist gekenn­zeich­net von Kopf­ko­ral­len, die zum Teil fast die Form von Pil­zen haben, unter deren Hau­ben sich Bras­sen und ande­re ver­ste­cken. Als ers­tes ent­de­cken wir eine gepunk­te­te See­schlan­ge, die sich ganz gemäch­lich in ihren Unter­schlupf zurück zieht, beob­ach­ten dann einen dicken Barsch, der in der Unter­höh­lung einer Kopf­ko­ral­le Jagd auf die dor­ti­gen Bewoh­ner macht. Ansons­ten gibt es hier natür­lich wie­der jede Men­ge Süß­lip­pen, Fal­ter- und Wimpelfische. 

 Diens­tag, 23. März 2010: Tauch­plät­ze Wrack Tug II und Aquarium

Die bei­den Tauch­plät­ze des Tages lie­gen im Nor­den von Flic en Flac, wo der Sand­strand all­mäh­lich in fel­si­ge Steil­küs­te übergeht.

Zunächst geht es hin­un­ter zum Wrack der Tug II, dem Wrack eines eher klei­nen Kut­ters, der vor unge­fähr 20 Jah­ren hier gesun­ken sein soll. 20 Meter Län­ge misst der Schiffs­rumpf unge­fähr, dürf­te nicht brei­ter als fünf Meter sein und die Bord­wand ragt viel­leicht drei Meter über den san­di­gen Mee­res­bo­den. Das in 20 Meter Tie­fe lie­gen­de offe­ne Wrack selbst ist dabei gar nicht das Inter­es­san­te – son­dern viel­mehr die Fisch­welt, die dich hier ange­sie­delt halt. Sicher­lich zwei Dut­zend Feu­er­fi­sche haben es sich auf dem Mee­res­bo­den im Schat­ten der Bord­wand gemüt­lich gemacht, patrouil­lie­ren manch­mal auch über das Deck, wo ein rie­si­ger Schwarm von Sil­ber­fi­schen und ein wei­te­rer, noch grö­ße­rer Schwarm klei­ner gelb­li­cher Fische ihre Hei­mat gefun­den haben.

Und etwas abseits vom Wrack zie­hen drei Bar­ra­ku­das ihre Bahn, sto­ßen manch­mal auf die bei­den Schwär­me zu, die dann jedes Mal in ängst­lich auseinanderstieben.

Der zwei­te Tauch­platz, den wir dann gegen Mit­tag ansteu­ern, liegt ganz in der Nähe, heißt Aqua­ri­um – und hat die­sen Namen ange­sichts sei­nes Fisch­reich­tums red­lich ver­dient. Der bis 25 Meter tie­fe Tauch­platz besteht aus einem Koral­len­feld mit Can­yons und Tälern, wo sich Schwär­me von Bras­sen und Süß­lip­pen tum­meln, man über­all auf Fal­ter- und Dok­tor­fi­sche trifft. Aus einer Mul­de lugt der Kopf einer Mur­ä­ne, ein präch­ti­ger Kugel­fisch schwimmt gemäch­lich die Wand eines Can­yons ent­lang und ober­halb des Riffs zie­hen drei rie­si­ge Makre­len, die vom Kopf biss zu den Schwanz­flos­sen jede sicher­lich 1,50 Meter mes­sen, vorüber.

Die fas­zi­nie­rends­te Ent­de­ckung hier ist jedoch ein ziem­lich gro­ßer Okto­pus, der sich unter­halb einer Koral­le gera­de­zu fest­ge­saugt hat, von wei­tem kaum zu erken­nen ist. Erst in unmit­tel­ba­rer Nähe ist er, einen Fang­arm um eine Koral­le gelegt, mit sei­nen lang­sa­men Kör­per­be­we­gun­gen auszumachen.

Am Nach­mit­tag unter­neh­men wir noch einen klei­nen Spa­zier­gang am Strand Rich­tung Süden. Das Pear­le Beach, also unser Hotel, ist das letz­te einer gan­zen Rei­he von Hotels, die sich nun die Abschnit­te des fein­san­di­gen Stran­des tei­len. Dar­un­ter sind auch eini­ge recht luxu­ri­ös erschei­nen­de Anla­gen, die aber eben damit auch alle von Flic en Flac viel wei­ter ent­fernt sind.

 Mitt­woch, 24. März 2010: Île aux Bénetiers

Bei Diver­land hat­ten wir für 2000 Rupi­en pro Per­son eine Fahrt auf die Île aux Béne­tiers gebucht, zu der wir nun bei strah­len­der Son­ne – heu­te  zeigt aus­nahms­wei­se kei­ne Wol­ke am Him­mel, fällt kein Trop­fen Regen – kurz vor neun Uhr aufbrechen.

Die Küs­te süd­lich von Flic en Flac ist geprägt von einer Berg­ket­te, vor deren Erhe­bun­gen nun die weit aus­ein­an­der gezo­ge­nen Ort­schaf­ten Tama­rin und Grand Riviè­re Noi­re lie­gen, vom Meer aus betrach­tet auch ohne erkenn­ba­ren Ortsmittelpunkt.

Der strah­len­de Son­nen­schein hat auch sei­ne Schat­ten­sei­te: Eigent­lich, so hieß es, kön­ne man bei die­ser Tour fast mit Garan­tie Del­fi­ne beob­ach­ten: Heu­te ist es aber den Mee­res­säu­gern an der Was­ser­ober­flä­che aber offen­sicht­lich zu heiß. Nur ein­mal sind in eini­ger Ent­fer­nung für einen kur­zen Moment zwei oder drei Tie­re auszumachen.

Aber vor dem Errei­chen der Insel kön­nen wir bei einem fla­chen Riff, das sich aber doch in einer Ent­fer­nung von der Küs­te befin­det, einen Schnor­chel­gang unter­neh­men. Man sieht bei einem sol­chen Schnor­chel­gang weit­ge­hend die glei­chen Fische, wie wir sie auch beim Tau­chen sahen – wobei vor allem bei den Dok­tor­fi­schen aber auf­fällt, dass sie hier kurz unter der Was­ser­ober­flä­che um eini­ges klei­ner sind als in den tie­fe­ren Lagen. Die­ses Riff scheint die Kin­der­stu­be der Fisch­welt zu sein.

Bevor wir nun Béne­tiers ansteu­ern, geht es zu einem ein­sam aus dem Was­ser ragen­den Fel­sen, der zur Kenn­zeich­nung sei­ner unge­wöhn­li­chen Form den Namen Koral­len­fel­sen trägt. Das gan­ze ist eine hoch gewach­se­ne Koral­le, deren Spit­ze nun viel­leicht drei Meter über dem Mee­res­spie­gel liegt, ein  Eiland, auf dem sogar drei grü­ne Bäum­chen ste­hen sowie eini­ge kah­le Stäm­me als Erin­ne­rung an frü­he­re Vege­ta­ti­on ste­hen. Sowohl jetzt wie auch bei der Rück­fahrt am Nach­mit­tag unter­neh­men wir hier um den Kris­tall­fel­sen her­um einen  klei­nen  Schnor­chel­gang, st0ßen dabei auf einen Schwarm Sil­ber­fi­sche, am Nach­mit­tag sogar auf eine ein­sa­me Lan­gus­te, aber auf kei­ner­lei umlie­gen­de Koral­len. Wie die­se ein­zel­ne Koral­len­for­ma­ti­on sich da so einem mar­kan­ten Fel­sen ent­wi­ckeln konn­te, bleibt irgend­wie völ­lig unklar.

Die Île aux Béne­tiers, etwa zwei Kilo­me­ter lang, kei­ne hun­dert Meter breit, im Zen­trum mit einem dich­ten Nadel­wald und eini­gen Pal­men bewach­sen, dabei ganz und gar von Sand­strand umge­ben, hat sich für die Tou­ris­ten an der West­sei­te von Mau­ri­ti­us offen­sicht­lich zur Aus­flugs- und Pick­nick-Insel ent­wi­ckelt. Vor dem Strand lie­gen jede Men­ge Boo­te vor allem aus Flic en Flac, es gibt zahl­rei­che Grill-Stel­len, fast alle mit Blick auf den Kris­tall­fel­sen, und stän­dig lan­den neue Andenken­ver­käu­fer auf ihren zu Sou­ve­nir­shops an, bie­ten Tücher, Ket­ten, Muscheln und Schnit­ze­rei­en an.

Doch so viel Tru­bel auch auf der dem Meer zuge­wand­ten West­sei­te der Île aux Béne­tiers herrscht, so ruhig ist es auf der der Küs­te von Mau­ri­ti­us zuge­wand­ten Ost­sei­te. Der Strand ist hier etwas schma­ler, das Was­ser riecht fau­lig und abge­stan­den, und im Schlick suchen eini­ge Ein­hei­mi­sche nach Krebsen.

Nach unse­rem eige­nen Pick­nick und einer  kom­plet­ten Insel­um­run­dung, für die wie etwas mehr als eine Stun­de benö­ti­gen, fah­ren wir zurück nach Flic en Flac. 

Don­ners­tag, 25. März 2010: Port Louis

Die Bus­se der Luna-Linie ver­bin­den Flic en Flac über die Ort­schaft Bam­bous direkt mit der Insel­haupt­stadt Port Lou­is. Angeb­lich wür­den Bus­se  für die nicht ein­mal 30 Kilo­me­ter etwa eine hal­be Stun­de benö­ti­gen – aber das hängt natür­lich ganz vom Ver­kehr ab. In jedem Fall kos­tet die ein­fa­che Fahrt 26 Rupien.

Bam­bous prä­sen­tiert sich als ein lang gezo­ge­nes, doch recht gro­ßes Stra­ßen­dorf inmit­ten der Zucker­rohr­fel­der und wohl auch als einerecht from­me Gemein­de. Bei unse­rer Durch­fahrt zäh­le ich zwei Hin­du-Tem­pel und zwei christ­li­che Kirchen.

Eine Brü­cke über einem Fluss mar­kiert die Stadt­gren­ze von Port Lou­is, und gleich hin­ter die­ser Brü­cke, es ist inzwi­schen zehn Uhr vor­mit­tags, ste­hen wir auch schon im Stau, in einem Stau, dem wir bis ins Stadt­zen­trum hin­ein nicht mehr ent­wei­chen können.

Der Bus­bahn­hof liegt in der Nähe des Hafens und der Cau­dan Water­front. Wir stei­gen kurz vor­her aus, gelan­gen durch den Fuß­gän­ger­tun­nel am Denk­mal für Mahé de Labour­don­nais, den ers­ten fran­zö­si­schen Gou­ver­neur und immer noch Natio­nal­hel­den von Mau­ri­ti­us, auf die Hafen­sei­te – und ste­hen unmit­tel­bar vor dem grau­en ein­stö­cki­gen Gebäu­de des Postmuseums.

Zu den Aus­stel­lungs­stü­cken, die man für 150 Rupi­en Ein­tritt zu sehen bekommt,  gehö­ren uralte Brief­mar­ken-Auto­ma­ten, eine nicht min­der alte Tele­fon­zen­tra­le, Schau­ta­feln, auf denen von der Geschich­te des Post­we­sens auf der Insel berich­tet wird, etwa von den Skla­ven-Brief­trä­gern, die bis zur Skla­ven­be­frei­ung 1835 zu Fuß die Post auch in die unweg­sams­ten Gebie­te beför­dern muss­ten – und natür­lich auch eine Samm­lung von Briefmarken.

Die­se Samm­lung befin­det sich in einem der hin­te­ren Neben­räu­me, liegt unter Glas, und ganz links oben in der Vitri­ne lie­gen dabei die bekann­tes­ten Mar­ken der Insel, die blaue und die oran­ge­ne Mau­ri­ti­us. Aller­dings: Die kaum gesi­cher­ten Stü­cke – nicht ein­mal ein Alarm­sys­tem ist zu erken­nen – sind nur Repli­ken. Die Ori­gi­na­le lie­gen eini­ge hun­dert Meter ent­fernt im so genann­ten Pen­ny Muse­um an der Cau­dan Waterfront.

Doch bevor wir uns zu die­sem, der Water­front von Kap­stadt nach­emp­fun­de­nen moder­nen Teil von Port Lou­is zuwen­den, geht es erst noch ein­mal zurück in die alte Innen­stadt, zum Zen­tral­markt. Der ist in einem zwei­stö­cki­gen Gebäu­de unter­ge­bracht, wobei sich im unte­ren die Stän­de mit dem Obst und Gemü­se befin­den, sich oben die Tex­til- und Andenken­händ­ler ange­sie­delt haben, dort auf ihre tou­ris­ti­sche Kund­schaft warten.

Dabei ist die­ses Gebäu­de des Zen­tral­mark­tes aller­dings auch nur ein Teil, wenn auch der zen­tra­le Teil, des gro­ßen, weit­läu­fi­gen Stra­ßen­mark­tes, der sich in der gesam­ten Umge­bung abspielt, das Bild der Alt­stadt bestimmt – und bei dem auch noch unmit­tel­bar vor der Jum­mah-Moschee eif­rig gehan­delt wird.

Auf den ers­ten Blick hält man die­sen wei­ßen Gebäu­de­kom­plex in sei­nem indisch anmu­ten­den Bau­stil nicht ein­mal für eine Moschee, viel­leicht, weil es hier kein ins Auge sprin­gen­des Mina­rett gibt, auch hier die Markt­händ­ler direkt vor den Mau­ern und dem Ein­gang sitzen.

Jeden­falls ist die Moschee ein offe­nes Haus, und ein älte­rer Mann mit wei­ßem Bart, womög­lich der Imam, der auch eini­ge Wor­te Deutsch spricht, lädt uns ein, ruhig näher zu tre­ten. Und dabei sind auch Frau­en, sogar ohne Kopf­tuch, in der Moschee durch­aus will­kom­men – jeden­falls Tou­ris­tin­nen und solan­ge sie wie alle nicht-mus­li­mi­schen  Besu­cher im Innen­hof bleiben.

Die­ser Innen­hof, über den man auch in den Gebets­raum blickt, ist dabei äußerst reiz­voll. In sei­ner rech­ten Ecke grünt ein gro­ßer, alter Baum, links hat man einen Fisch­be­cken ange­legt, in dem sich zahl­rei­che Kois tummeln.

Wir fra­gen unse­ren ver­meint­li­chen Imam nach dem Weg nach Chi­na­town, und der erklärt uns, das wir nur die Moschee ver­las­sen müss­ten, dann schon an der Gren­ze zur Chi­na­town stün­den. Aller­dings, so fügt er hin­zu, sei die Bezeich­nung irre­füh­rend: denn bestimm­te Vier­tel für bestimm­te Volks­grup­pen gebe es hier nicht. Hier wäre alles gemischt, und so leb­ten in Chi­na­town auch Hin­dus und Mos­lems, so, wie in den ande­ren Vier­teln auch.

Aber zumin­dest trägt eine der grö­ße­ren Stra­ßen von Chi­na­town den Namen von Sun Yat Sen, ste­hen auch noch eini­ge älte­re Gebäu­de im chi­ne­si­schen Bau­stil, man­che davon aller­dings aber auch bereits als Rui­nen. Dar­an und auch an den chi­ne­si­schen Toren über der Haupt­stra­ße, die die Gren­zen des Vier­tels mar­kie­ren, erkennt man durch­aus, dass man sich gera­de in Chi­na­town befindet.

Zurück über die Markt­stra­ßen geht es nun zur Cau­dan Water­front. Die eigent­li­che Pro­me­na­de ver­läuft aber nicht unmit­tel­bar am Was­ser selbst – son­dern als Pro­me­na­de zwi­schen den neu­en Büro- und Ein­kaufs­zen­tren, die in ihrem Bau­stil an Grand­ho­tels erin­nern, obwohl es hier zwar – trotz zahl­rei­cher Restau­rants – eigent­lich gar kei­ne Hotels gibt.

Dafür aber eben Ein­kaufs­zen­tren – und wäh­rend man in den für Insel-Ver­hält­nis­se eher teu­re­ren Restau­rants auch zahl­rei­che Ein­hei­mi­sche sieht, sind die­se Ein­kaufs­zen­tren mit ihren Sou­ve­nir­ge­schäf­ten und zoll­frei­en High­tech-Ange­bo­ten fast ganz auf die Bedürf­nis­se der Tou­ris­ten zugeschnitten.

Am frü­hen Nach­mit­tag herrscht am Bus­bahn­hof das Cha­os – wobei das womög­lich auch zu ande­ren Zei­ten herrscht. Vor­fahrts­re­geln für Bus­se scheint es auch nicht zu geben, das obers­te Prin­zip lau­tet wohl: Der Fah­rer mit den stärks­ten Ner­ven hat die größ­te Chan­ce, pünkt­lich auf der Stra­ße zu sein. Wie unser Bus den Weg dort­hin fin­det, grenzt dabei schon an ein Wun­der – wobei wir auf der Stra­ße auch schon wie­der im Stau sind, ein Stau, der sich bis über die Stadt­gren­ze hinzieht.

So kommt uns der Rück­weg nach Flic en Flac schließ­lich sogar län­ger als der Hin­weg vor.

Frei­tag, 26. März 2010: Tauch­plät­ze L’Éveille und Corall Garden

Der Tauch­platz L’Éveille liegt fast direkt vor unse­rem Hotel – aber natür­lich auf der ande­ren Sei­te des Rif­fes. Rund 30 Meter tief liegt der Spot, ein  Tauch­platz der Unter­was­ser­fel­sen und Höh­len. Gleich nach dem Abstieg pas­sie­ren wir die ers­te Höh­le. Für Tau­cher ist deren Ein­gang zwar zu schmal – aber offen­sicht­lich genau das rich­ti­ge für einen sicher­lich über einen Meter lan­gen Kugel­fisch, der kurz aus dem Inne­ren des dunk­len Gan­ges her­aus­schaut, dann aber auch gleich wie­der in sei­nem Unter­schlupf ver­schwin­det, wäh­rend eini­ge bräun­li­che Süß­lip­pen wei­ter am Höh­len­ein­gang Wache halten.

Durch­tau­chen kön­nen wir dann aller­dings eine zwar nied­ri­ge, aber doch recht brei­te Höh­le, die in einem Kamin endet, der viel­leicht sie­ben oder acht Meter steil nach oben führt, wo sich dann wie­der die gesam­te bun­te Fisch­welt tummelt.

Die beein­dru­ckends­ten Begeg­nun­gen die­ses Tauch­gan­ges: Zunächst ent­de­cken wir einen ziem­lich gro­ßen, bräun­li­chen Stein­fisch, lau­ernd auf sei­ner Koral­le lie­gend, auf den ers­ten Blick nicht als beu­te­gie­ri­ger Jäger aus­zu­ma­chen. Auf­fäl­li­ger, aber auch nur auf dem dunk­le­ren Unter­grund, ist da schon der nächs­te Stein­fisch, der an unse­rem Weg war­tet: ein etwas klei­ne­res Exem­plar, ganz in weiß – aber mit einem für die­se eher beschei­de­ne Grö­ße doch furcht­ein­flö­ßen­dem Maul.

Der zwei­te Tauch­gang führt uns wie­der Zum Koral­len­gar­ten, in eine Tie­fe von nicht mehr als 15 Metern, ein gera­de­zu gemüt­li­cher Unter­was­ser­spa­zier­gang ohne Strö­mung und mit bes­ter Sicht. Unse­re regel­mä­ßi­gen Beglei­ter sind dabei Wim­pel- und gro­ße gel­be Fal­ter­fi­sche, immer wie­der aber Dok­tor­fi­sche und natür­lich Süß­lip­pen wie Schnapper.

Zu Beginn des Tauch­gan­ges machen wir einen kur­zen Stop an einer Ane­mo­ne, in der sich eine gan­ze Schar klei­ner schwar­zer Clowns­fi­sche, alle mit wei­ßem Punkt, nie­der­ge­las­sen haben, dazu auch eini­ge grö­ße­re gel­be Clownsfische.

Wir ent­de­cken eine lila Schne­cke, die sich um ein klei­nes Koral­len­stück geschmiegt hat und nun wohl ver­sucht, die­ses Koral­len­stück fort­zu­rol­len, ein Drü­cker kreuzt unse­ren Weg, eben­so wie ein klei­ne­rer Kugelfisch.

Wären sie etwas grö­ßer, wür­den sie ver­mut­lich beängs­ti­gend wir­ken: das etwa ein Dut­zend klei­ner Kal­ma­re, die, mit einem guten Abstand vom Grund, als Schwarm über das Riff schwimmen.

Zum Ende die­ses Tauch­gan­ges bekom­me ich noch eine Venus­mu­schel zu Gesicht, die sich öff­net und schließt, so mit gan­zem Kör­per­ein­satz atmet und frisst.

Sams­tag, 27. März 2010: Tauch­platz Aqua­ri­um – Flic en Flac

Wir stei­gen wie­der über dem Unter­was­ser-Fels­pla­teau des Aqua­ri­um ab, in die pral­le Fisch­welt der Dok­to­ren, Fal­ter, Schnap­per und auch eini­ger Papageienfische.

In einer Mul­de ent­de­cken wir eine ziem­lich gro­ße Lan­gus­te, die nur ihre lan­gen Füh­ler weit aus ihrem Unter­schlupf her­aus­streckt, in ihrer Nähe schei­nen eini­ge Feu­er­fi­sche ein Nicker­chen zu halten.

Dann beob­ach­ten wir eine rie­si­ge grü­ne Mur­ä­ne, deren Kopf und Ober­kör­per sicher­lich das Durch­mes­ser eines kräf­ti­gen männ­li­chen Ober­schen­kels haben, ein bei­na­he furcht­ein­flö­ßen­des Exem­plar, das aber nicht dar­an denkt, sei­ne siche­re Bas­ti­on zu ver­las­sen. Die Lan­gus­te, die in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft lebt, scheint sich an der Mur­ä­ne jeden­falls nicht zu stören.

Lei­der nur für einen kur­zen Moment bekom­men wir den gro­ßen Stein­fisch zu Gesicht, der, viel­leicht einen Meter lang, sich sofort vom Boden löst und eilig ver­schwin­det, als wir uns sei­ner Fels­mul­de nähern.

Im Ver­gleich dazu bewegt sich die See­schlan­ge, die wir kurz dar­auf tref­fen, gera­de­zu gemäch­lich fort, obwohl auch sie wohl nicht all zu viel von unse­rem Besuch hält.

Am Nach­mit­tag fah­ren wir noch kurz ins Zen­trum von Flic en Flac, buchen bei einer Agen­tur namens „Bon Plan Voya­ge“ für mor­gen eine Tour in den Nor­den der Insel, nach Cap Mal­heu­reux. Der Preis für die Ganz­ta­ges­tour beträgt 550 Rupi­en pro Person.

Ansons­ten besteht das Zen­trum von Flic en Flac im wesent­li­chen nur aus einem als Pas­sa­ge gestal­te­ten Ein­kaufs­zen­trum mit einem Spar-Super­markt im Kel­ler­ge­schoss sowie eini­gen Bou­ti­quen dar­über und natür­lich auch eini­gen Bars und Restau­rants. Noch mehr Restau­rants gibt es dann natür­lich an der Stra­ße neben dem Strand, dem Weg zum Hotel­vier­tel von Flic en Flac.

Sonn­tag, 28. März 2010: Port Lou­is – Pam­pel­mousse – Cap Mal­heu­reux  — Grand Baie

Dies­mal geht es ohne Stau nach Port Lou­is. Gegen 8.45 Uhr, mit etwa einer vier­tel Stun­de Ver­spä­tung, hat­te uns das Taxi zur ges­tern gebuch­ten Tages­fahrt abge­holt – die nun aber etwas kür­zer aus­fal­len wird, schon am Nach­mit­tag gegen 14 Uhr been­det sein wird, weil wir auf eini­ge der Pro­gramm­punk­te, zum Bei­spiel Besuch der Water­front in Port Lou­is, ver­zich­ten, und auch, weil ein Besuch des geschlos­se­nen Mark­tes nun ja auch nichts brin­gen würde.

Unser Weg führt uns statt des­sen in die hüge­li­gen Vor­or­te von Port Lou­is, in die bes­se­ren Vier­tel der Haupt­stadt, wo es sogar einen ter­ras­sen­för­mig ange­leg­ten, über­aus gepfleg­ten Park mit frisch gemäh­tem Rasen gibt.

An einer der Haupt­stra­ßen die­ser Vil­len­vor­or­te befin­det sich nun eine der chi­ne­si­schen Pago­den, nicht beson­ders groß, zwi­schen zwei Vil­len ein­ge­keilt, aber vor allem  mit der typisch chi­ne­si­schen geschwun­ge­nen Dach­kon­struk­ti­on und den knal­lig roten Schrift­zei­chen an der Fas­sa­de doch ein­deu­tig als Pago­de erkennbar.

Im ers­ten Raum der Pago­de mit dem Schrein für eine Bud­dha-Sta­tue voll­zieht eine Non­ne gera­de ihre Gebets­ze­re­mo­nie, die aus einem eher mono­to­nen Gesang und dem regel­mä­ßi­gen Schlag gegen ein Metall­ge­fäß besteht. Im hin­te­ren Raum befin­det sich dann ein wei­te­rer Schrein mit ver­schie­de­nen Bonzenfiguren.

Und dazu las­sen sich gera­de eini­ge chi­ne­si­sche Tem­pel­be­su­cher an den am Rand auf­ge­stell­ten Tischen wohl gera­de die Zukunft vor­her­sa­gen- wobei die Wahr­sa­ger auch hier wie­der schwarz geklei­de­te Non­nen sind.

Nun geht es die gedie­ge­nen Vor­or­te von Port Lou­is wei­ter hin­auf, vor­bei an der gro­ßen Pfer­de­renn­bahn, zur Zita­del­le, dem Fort Adélaide.

Das ist aller­dings gera­de geschlos­sen, so dass wir von der Befes­ti­gungs­an­la­ge nicht mehr sehen als dicken, fast schwar­zen Außen­mau­ern, das Vor­werk und eine auf die Bucht zie­len­de Kanone.

Ein klei­nes Hin­weis­schild erzählt aber eini­ges über die Geschich­te die­ses Forts, das als Fes­tung aller­dings nie benö­tigt wur­de, des­sen blu­tigs­tes Ereig­nis viel­mehr der hier 1951 ver­üb­te Mord an zwei Kin­dern war. 30000 bri­ti­sche Pfund waren übri­gens als Bau­kos­ten ver­an­schlagt, als man sich hier 1830 ans Werk mach­te. Zehn Jah­re spä­ter, bei der Fer­tig­stel­lung, waren dann dar­aus aber bereits 45354 Pfund geworden.

Ob das Fort selbst beson­ders viel Besu­cher anzie­hen könn­te, ist den­noch eher frag­lich: Attrak­ti­ver jeden­falls ist die Aus­sicht auf die Bucht und das unter­halb der Anhö­he lie­gen­de Port Lou­is – bei dem man erst aus die­ser Per­spek­ti­ve rich­tig wahr­nimmt, das in der Mit­te der Insel­haupt­stadt eben­falls bereits die Hoch­häu­ser das Bild bestimmen.

Vom Ort Pam­pel­mousse, unse­rem nächs­ten Ziel, bekom­men wir so gut wie nichts zu sehen, nur eini­ge Kreu­zun­gen und eine Bau­stel­le an der Stra­ße. Aber schließ­lich fährt man ja nach Pam­pel­mousse in der Regel ohne­hin aus­schließ­lich wegen sei­nes Bota­ni­schen Gartens.

Wir ver­zich­ten auf einen offi­zi­el­len Füh­rer durch die Park­an­la­ge – und sind so bei der Fra­ge, was man hier gera­de sieht, ziem­lich allein gelas­sen. Erklä­ren­de Tafeln vor den ein­zel­nen Gewäch­sen feh­len näm­lich fast völ­lig. Als wenig bota­nisch gebil­de­ter Besu­cher kann man sich hier nur dem Gesamt­ein­druck ergeben.

Und der wird bestimmt unter ande­rem bestimmt von den sich durch die Anla­ge zie­hen­den Gewäs­sern, von den am Ufer mit Bam­bus bepflanz­ten Bach­läu­fen, von einem See, in dem sich Kois und Enten tum­meln und an des­sen Sei­ten­arm die Bana­nen­stau­den wachsen.

Eine wei­ße Ste­le trägt die Namen der Män­ner, die sich in kolo­nia­ler Zeit um die Insel ver­dient gemacht haben, also die Namen eins­ti­ger Gou­ver­neu­re, Beam­ter  und rei­cher Sied­ler und schließ­lich fin­det man an der nach Charles Dar­win benann­ten Park-Allee die eigent­li­che Attrak­ti­on des Bota­ni­schen Gar­tens: das lang gezo­ge­ne Bas­sin mit den Vic­to­ria-See­ro­sen und ihren gewal­ti­gen Blät­tern, man­che sicher­lich mit einem Durch­mes­ser von zwei Metern, mit ihren Aus­ma­ßen an Piro­gen erinnernd.

Am Aus­gang – etwa eine und eine hal­be Stun­de hat unser Rund­gang gedau­ert – sieht man in der Nach­bar­schaft des alten Her­ren­hau­ses noch den aus dem Jah­re 1953 stam­men­den Nach­bau einer anti­ken Zucker­müh­le – wobei der Laie auch hier mit den zur Schau gestell­ten Gerät­schaf­ten nur wenig anfan­gen kann.

Von Pam­pel­mousse geht es nun zum Cap Mal­heu­reux. Eine klei­ne Kir­che mit rotem Dach, die Kir­che Not­re-Dame Auxi­lia­tri­ce, vom Aus­se­hen her einer skan­di­na­vi­sche Kir­che ähn­lich, hier aber doch katho­lisch, mar­kiert die­sen nörd­lichs­ten Punkt von Mauritius.

Im Was­ser lie­gen eini­ge Fischer­boo­te – und neben der Kir­che weist ein Schild den „Fisch-Anlan­de­platz“ aus. Tat­säch­lich ver­kauft hier tat­säch­lich auch gera­de ein Fischer sei­nen fri­schen, aber doch über­schau­ba­ren Fang. In der Nähe liegt noch ein Fried­hof, ihm gegen­über dann ein Hindu-Tempel.

Das beein­dru­ckends­te an die­sem klei­nen Ört­chen bleibt aber wohl die Aus­sicht, die man vor allem von der Kir­che über das Meer hat, hin­über auf die vor­ge­la­ger­ten Inseln, von denen die nächs­te die Form einer gro­ßen Rob­be hat.

Und süd­lich von Cap Mal­heu­reux schließt sich die wahr­schein­lich größ­te Tou­ris­mus-Regi­on von Mau­ri­ti­us an, in deren Zen­trum dann Grand Baie liegt, ein um eine lan­ge Bucht geschmieg­ter Feri­en­ort vol­ler Restau­rants, Bars, umge­ben von zahl­rei­chen Hotels, aber einem doch eher schma­len Strand. In der Bucht baden sieht man ohne­hin kei­ne Gäs­te: Dafür gibt es ande­re Was­ser­sport­ak­ti­vi­tä­ten, etwa Was­ser­ski, Kajak- oder Tretboot-Fahren.

Wir besu­chen noch einen Hin­du­tem­pel, in dem gera­de Kin­der ein Kon­zert geben, fah­ren dann zurück nach Flic en Flac, wo wir noch am Nach­mit­tag wie­der im Hotel sind.

Mon­tag, 29. März 2010: Tama­rin – Flic en Flac

Kurz nach acht Uhr mor­gens, wegen einer Motor­pan­ne konn­ten wir nicht wie geplant schon um 7.30 Uhr auf­bre­chen, nimmt das Boot von Diver­land Kurs auf die Küs­te vor Tama­rin. Als wir dort auf­kreu­zen, hat sich dort bereits ein gutes Dut­zend ande­rer Boo­te ver­sam­melt, in unmit­tel­ba­rer Nähe zu einer gro­ßen Schu­le von Del­fi­nen, die zu zweit oder klei­ne­ren Grup­pen von fünf oder sechs Tie­ren das Was­ser durchpflügen.

Unser Boots­füh­rer sagt, die Tie­re wür­den die von den Boo­ten gemach­ten Wel­len lie­ben – und tat­säch­lich tau­chen sie auch immer wie­der neben eini­gen Boo­ten auf, blei­ben aber jeweils nur Sekun­den an der Was­ser­ober­flä­che, ver­schwin­den statt des­sen gleich wie­der in der Tie­fe, um ein oder zwei Minu­ten spä­ter in der Nähe eines ande­ren Boo­tes auf­zu­tau­chen. Hät­ten die Del­fi­ne wirk­lich Angst vor uns, könn­ten sie sicher­lich auch für län­ger abtau­chen und in der Tie­fe ver­schwin­den, aber zu den immer zitier­ten Luft­sprün­gen las­sen sich die Ange­hö­ri­gen die­ser Schu­le auch nur in Aus­nah­me­fäl­len hinreißen.

Den meis­ten mensch­li­chen Teil­neh­mern die­ses Spek­ta­kels geht es aber nicht allein um die Beob­ach­tung der Del­fi­ne vom Boot aus, sie wol­len mit den Mee­res­säu­gern schnor­cheln, wie es auch die Ver­an­stal­ter die­ser Tou­ren ver­spre­chen. Will man die Tie­re aber im oder auch unter Was­ser sehen, muss man auch im genau rich­ti­gen Moment von Bord sprin­gen, näm­lich dann, wenn die Del­fi­ne dem Boot gera­de hin­ter­her schwim­men. Dann, und nur dann, hat man eine Chan­ce, den Tie­ren auch im Was­ser für eini­ge Sekun­den ganz nahe zu sein, wenn sie, ziem­lich unbe­ein­druckt von ihren neu­en Beglei­tern, als For­ma­ti­on eng bei­sam­men ele­gant und mit beein­dru­cken­dem Tem­po wie­der in der Tie­fe verschwinden.

Diens­tag, 30. März 2010: Flic en Flac

Kurz vor fünf Uhr wer­den wir aus dem Hotel abge­holt, brau­chen dann etwa eine Stun­de zum Flug­ha­fen. Die Abfer­ti­gung läuft rei­bungs­los – doch die Aus­wahl im Duty-Free-Bereich hält sich in Gren­zen. Ein­hei­mi­sches gibt es dort nur wenig. Unser Maschi­ne star­tet schließ­lich sogar überpünktlich.

 

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