So überschreibt Andrea Borgeest Ihren unterhaltsamen und informativen Reisebericht, in dem sie uns zu einem unvergesslichen Schnorchelausflug auf die Ile Aux Cerfs mitnimmt. Türkisfarbener Ozean, bunte Fische und saftige, grüne Zuckerrohrfelder soweit das Auge reicht.

„Perle im Indischen Ozean“ – Reisbericht von Andrea Borgeest

Im Oktober 2008 ging es zum Schnorcheln auf die Trauminsel Mauritius. Wir hatten unsere Unterkunft in Albion, einem kleinen Ort im Nordwesten. Mit einem Mietwagen unternahmen wir mehrere Ausflüge auf der Insel. Unser schönster und spannester Schnorchelausflug war der an die Ostküste zur Ile Aux Cerfs…

Fahrt von Albion zur Ile aux Cerfs

Die geschätzte Fahrzeit von der West- zur Ostküste beträgt ca. 1,5 h . Benötigt haben wir 2,5 h. Wieder einmal verfahren. Schon 20 min nach Verlassen von Albion verfahren wir uns in Rose Hill. Straßenschilder gibt es auf Mauritius nur wenige. Und nie, wenn man sie braucht. Es sah doch alles so einfach aus?! An der Ecke mit dem gelben Hindu-Tempel rechts abbiegen. Leicht zu merken, dachten wir! Wenn es davon nur nicht so viele gäbe…
Wo ist bloß die Straße nach Reduit? Nach der 2. Tankstelle und einem ortskundigen Tankwart sind wir endlich auf dem richtigen Weg. Nach vielen, kleinen Ortschaften und Zuckerrohrfeldern – so weit das Auge reicht – gelangen wir nach Centre de Flaq.

Fähre zur Ile aux Cerf

Hier soll die Fähre, die uns zur Insel bringt, ausgeschildert sein. Ist sie aber nicht! Jetzt sind wir schon wieder durch den Ort durch, also nächste Möglichkeit zum Wenden nutzen und zurück. Wir fahren nach Gefühl, auf der Karte ist nicht mehr nachvollziehbar wo wir jetzt genau sind. Da – endlich ein Schild „Public-Ferry Ile aux Cerfs“. Am nächsten Schild werden wir auch schon herausgewunken und zum Ticketcounter „manövriert“. Dort zahlen wir für den Transfer 1700 Rupien (ca. 40 EUR). Hey , sollten doch nur 5 EUR sein??? Erste Zweifel kommen auf, ob wir an der richtigen Ablegestelle sind. Aber weiter suchen? Wir wollen ja heute auch noch schnorcheln! Also ab Richtung Anlegestelle. Am Bootssteg fragen wir den Fährmann wo wir jetzt sind und wie lange der Transfer dauern wird. Ort ok. Zeit ok. Die Abholzeit wird noch vereinbart: 16.00 Uhr, zwei Personen, schreibt er auf einen Papierschnipsel. Na wenn das mal klappt?! Wir besteigen das Boot. Auf Nimmerwiedersehen! Aber die Richtung ist gut und der wunderschöne Blick auf die Küste entschädigt uns für die lange Fahrt.

Mit dem Speedboat zum Korallenriff

Nach ca. 30 min erreichen wir unser Ziel. Traumhafter Strand, ruhiges, türkisfarbenes Wasser. Eine Lagune liegt vor uns. Kinder liegen auf dem Bauch im Wasser und spielen. Am Steg werden wir in Empfang genommen und eingenordet – wo wir was finden, was wir unternehmen können und wo wir uns zur Abfahrt wieder einfinden müssen. Wir bedanken uns und ziehen los. Viel Zeit zum Orientieren bleibt uns jedoch nicht. Wir werden erneut angesprochen. Ein Einheimischer preist begeistert seine Tour zu den Korallen an. Ich bin skeptisch, das sieht er mir an. „It´s not expensive“. DAS ist nicht mein größte Sorge! Wohin fährt er mit uns ???? „Outside the riff?“ frage ich ihn. „Oh no, Madame. Inside“, und grinst. Es folgen – zum Glück – viele Erklärungen wie: schöne Korallen, bunte Fische, „small“ und er grinst wieder. Markus braucht sowieso nicht lange überredet zu werden. Er schaut mich mit Hundeaugen an und fleht: Komm mit! Na – allein hierbleiben und vom Strand aus zugucken will ich auch nicht. Also ab ins Boot. Wow – ein roter Ferrari – wie unser Guide das Boot nennt (wir nennen ihn ab jetzt Michael Schumacher). Der Preis: 1500 Rupien für eine Stunde – das ist ok für uns.

Schnorcheln zwischen Korallen

Er schmeisst den Motor an und mit langsamer Fahrt geht es los. Dann gibt er Gas. Wir „humpen“ über das Meer. Fotos sind nicht möglich Er sucht nach einem geeigneten Platz zum Ankern. Man kann die Korallen vom Boot aus sehen und die Riffkante, an der sich die Wellen brechen. Das Wasser ist hier nur ca. 2,5 m tief. Da soll ich schnorcheln? Markus geht vor, ich schaue mir genau an wie er es macht. Na- das ist doch gar nicht so schwer. Brille auf, Flossen an, auf die Kante des Bootes und schwupps ins Wasser. Irgendetwas haben wir vergessen. Mir schiessen Gedanken durch den Kopf – ausgesetzt im offenen Meer. Open Water – Ich gucke eindeutig zuviel Fernsehen. Unsere Wertsachen bleiben an Bord….. Aber meine Gedanken treiben davon beim Anblick dieser wunderschönen Unterwasserwelt. Der erste Blick fällt auf hellblau schimmernde Fischschwärme im kristallklaren Wasser. Korallen sind überall um uns herum. Einige sehen aus wie riesige Teller, übereinander geschichtet. Andere sind blumenkohlartig. Und wieder andere sehen aus wie riesige Lungenäste. Durch das Wasser strahlt die Sonne auf den Meeresboden. Das Wasser ist kristallklar. Immer wieder kreuzen Fische unseren Weg. Einige sind scheu, andere frech. Versteckt zwischen den Korallenästen und unter den Platten schießen sie hervor und beäugen, was da auf sie zugeschwommen kommt. Was die wohl von uns denken? Das Wasser ist nicht tief und manchmal hat man hat das Gefühl mit dem Bauch gleich über eine Koralle zu schrammen. Markus kommt durch das flache Wasser mit der Kamera ganz nah heran. Wir versuchen dicht beieinander zu bleiben. Die Strömung, die von der Riffkante ausgeht ist stark und man kommt selbst mit Flossen nur schwer voran. Läßt man sich treiben, geht es in Sekundenschnelle meterweise zurück. Mir gefällt es in einiger Entfernung zur Riffkante besser. Dort kann man ruhig schnorcheln und hat dabei mehr Zeit zum Betrachten der Fische. Und eine Berührung mit den scharfen Korallen möchte ich mir auch ersparen.

Glücklich zurück auf der Insel

So schnorcheln wir ca. eine 3/4 Stunde zwischen Fischen und Korallen, dann ist es Zeit zurück zum Boot zu schwimmen. Mit Hilfe von M.S. ziehe ich mich über die Kante ins Boot. Ich bedanke mich bei unserem Guide und würde ihm vor Glück am liebsten um den Hals fallen. „Now, she is laughing!“ sagt er. Zurück geht es an der Küste entlang und an einem einsameren Stück des Strandes läßt er uns aussteigen. Ob wir nochmal kommen, fragt er, was wir aber nicht können, da wir auf der anderen Seite der Insel untergebracht sind. „Maybe, in the next holidays.“ antworten wir ihm und er grinst. Wir geben ihm noch etwas Trinkgeld dazu und seine Freude darüber ist uns das Geld doppelt wert!

Schnorcheln macht hungrig

Den Rest der Zeit bis zur Rückfahrt verspeisen wir einen saftigen Burger (Ja- das mußte mal sein nach all dem Fisch und Obst), trinken ein „Blue Marlin“, das ist ein Starkbier von der Insel (6% Alkohol) und erzählen uns von unseren Eindrücken.
Um 16 Uhr warten mit 30 ! anderen Passagieren am Bootsableger auf unsere Fähre. Mehrere Boote kommen, doch welche ist unsere? Die erste nicht, die zweite nicht und der Fährmann der dritten meint auf unserem Ticket-Schnipsel für die Rückfahrt zu erkennen, wo wir hinwollen. Na-denn! Aber es klappt! Nach 30 Minuten mit 2 PS erreichen wir den Hafen und unser Auto. An Zuckerrohrfeldern und knallgrünen Bushaltestellen vorbei, kommen wir zufrieden, ohne Verfahren und um eine Erfahrung reicher im Hotel an.
Und abends in den Spiegeln erinnern uns zwei krebsrote Rücken daran, was wir vergessen haben.