Mar­cus Tür­ner besuch­te Mau­ri­ti­us im Dezem­ber und hat sei­ne Erleb­nis­se und Ein­drü­cke in einem unter­halt­sa­men Rei­se­be­richt zusam­men gefasst. 

Mau­ri­ti­us im Dezember

Wenn man im Win­ter aus unse­ren Brei­ten nach Mau­ri­ti­us fliegt, ent­le­digt man sich als Ers­tes, kurz vor der Lan­dung, im Flug­zeug bereits der Hälf­te sei­ner Kla­mot­ten — sonst haut’s einen aus den Lat­schen bei 35 °C. Das Schöns­te, was einem dann noch pas­sie­ren kann, nach dem ca. 11-stün­di­gen Flug, auf dem man wahr­schein­lich nicht rich­tig schla­fen konn­te, ist dann noch der Trans­fer zum Hotel. Da unser ers­tes Hotel im Nor­den der Insel war, dau­er­te die­ser nur knapp 80 Minu­ten *freu*.

End­lich im Hotel (mit einer wun­der­schö­nen Gar­ten­an­la­ge ange­kom­men, gibt’s nur eins — schnell aufs Zim­mer, Kof­fer in die Ecke, Klei­der vom Leib, Bade­ho­se an und ab ins Meer oder zum Pool — erst *platsch*, dann *zisch*, dann *aaa­ab­küh­len*. In unse­rem Fal­le war der schnells­te Weg zum Pool. 

Die wich­tigs­ten Uten­si­li­en ab Ankunft im Hotel sind dann Son­nen­hut, Son­nen­bril­le, Son­nen­öl und viel Kal­tes zu trin­ken 😉 Die ers­ten Tage heißt es (zumin­dest für die Hell­häu­ti­gen unse­rer Spe­zi­es) stän­dig ein­cre­men und immer im Schat­ten auf­hal­ten, sonst gibt’s Son­nen­brän­de in den leuch­tends­ten Far­ben. Um einen Son­nen­brand kommt man zwar sowie­so nicht her­um, aber es gibt sie ja auch in harm­lo­se­ren Vari­an­ten und dafür reicht auch schon eine hal­be Stun­de im Pool, auch wenn man vor­her ein­ge­cremt war ;-( Also bit­te Vor­sicht in den ers­ten Tagen; auch ist es bes­ser statt dem all­seits belieb­ten Base­ball­ca­pi sich einen Hut mit Krem­pe zu besor­gen, sonst ler­nen die Ohren ganz schnell das Glühen.

Der Son­nen­un­ter­gang auf Mau­ri­ti­us ist selbst am längs­ten Tag (21.Dez) schon vor 19:00 Uhr. D. h. abends so gegen 20:00 Uhr ist es bereits stock­fins­ter und die Bür­ger­stei­ge hoch­ge­klappt, sprich die Geschäf­te geschlos­sen. Ver­ein­zelt gibt es Aus­nah­men, aber Shop­ping um Mit­ter­nacht wie in ande­ren mas­sen­tou­ris­ti­schen Gefil­den “is nich”! Wen es nicht unbe­dingt in die sehr rar vor­han­de­nen Dis­cos zieht, ver­bringt den Abend im Restau­rant oder im Hotel nach dem Din­ner an der Bar. Die Näch­te wer­den im all­ge­mei­nen nicht so lang, da ist es sinn­vol­ler den Tag früh zu beginnen.

Son­nen­auf­gang ist, wie soll es anders sein, im Osten und das sehr früh. So kurz nach 4 Uhr geht’s schon los mit der Mor­gen­däm­me­rung. Wer aller­dings im Wes­ten der Insel unter­ge­bracht ist, wird ihn so nicht zu Gesicht bekom­men. Im Nor­den der Insel bei Cap Mal­he­reux hat man in der Früh die Chan­ce, sich zu Fuß auf­zu­ma­chen in Rich­tung Osten und ein ähn­li­ches Foto zu schießen.

Nun zu den sehens­wer­ten Din­gen auf der Insel. Unser Stand­ort war im Nor­den das Hotel Coin de Mire, mit Blick auf das gleich­na­mi­ge Eiland. Der Blick von der Bucht auf die­se klei­ne, vor­ge­la­ger­te und unbe­wohn­te Insel (eher ein gro­ßer Fels) ist sehr reiz­voll, da sie sehr mar­kant mit einer Steil­kan­te aus dem Meer ragt. Sie ist so eine Art Wahr­zei­chen des Nordens.

Ca. 5 km süd­lich von dem Hotel ist Grand Baie, eines der tou­ris­ti­schen Zen­tren von Mau­ri­ti­us. Von dort aus ist es sehr loh­nens­wert eine Kata­ma­ran­tour nach Ilot Gabri­el zu unter­neh­men. Der Trip geht um 9:00 Uhr los und endet gegen 17:00 Uhr. Der Kurs geht über die Hoch­see an der Süd­küs­te von Coin de Mire vor­bei, zwi­schen die Inseln Ile Pla­te und Ilot Gabri­el, wo der Anker gewor­fen wird. Dort befin­det sich knapp unter der Was­ser­ober­flä­che ein aus­ge­dehn­tes Koral­len­riff und Schnor­cheln ist hier ein Muss, aber es kann natür­lich auch nur nor­mal geba­det wer­den. Mit­tags gibt’s ein umfang­rei­ches und schmack­haf­tes Bar­be­cue. Danach geht’s mit gesetz­ten Segeln zurück und dies­mal vor­bei an der Nord­küs­te von Coin de Mire — auch sehr reizvoll.

Zurück ins Lan­des­in­ne­re. Hier wird haupt­säch­lich Zucker­rohr gepflanzt, was auch den wich­tigs­ten Zweig der dor­ti­gen Wirt­schaft aus­macht. Eben­falls sieht man vie­le Tee- und auch ein paar Kaf­fee­plan­ta­gen oder Fel­der mit Ana­nas, Toma­ten und ande­rem Gemü­se. Kokos­pal­men und Bäu­me mit Papa­ya wach­sen qua­si an jeder Stra­ßen­ecke; trotz­dem sind sie Pri­vat­ei­gen­tum und man soll­te sich also nicht so ein­fach bedie­nen, da oft sehr arme Fami­li­en davon leben müs­sen. Nicht an jeder Stra­ßen­ecke, aber auch häu­fig anzu­tref­fen, sind Plan­ta­gen mit Bana­nen, die an palm­ähn­li­chen Pflan­zen wach­sen. An zwei­ter Stel­le nach Zucker­rohr kommt die Tex­til­in­dus­trie, die aus impor­tier­ten Roh­stof­fen Mar­ken­kla­mot­ten für z.B. Ralph Lau­ren her­stellt. Der Tou­ris­mus ist an drit­ter Stel­le. Auch wenn der Mas­sen­tou­ris­mus noch nicht ein­ge­setzt hat, fin­det man kaum einen ein­sa­men Strand außer­halb von Hotel­an­la­gen, denn die Insel hat etwas über eine Mil­li­on Ein­woh­ner, die auch mal baden wol­len. Die Nord-Süd­aus­deh­nung ist ca. 55 km und von West nach Ost ca. 40 km, was unge­fähr der Stadt Mün­chen mit Land­kreis entspricht.

Viel ursprüng­li­che Vege­ta­ti­on ist lei­der nicht mehr anzu­tref­fen, da die­se bereits von Hol­län­dern, Fran­zo­sen und Eng­län­dern zur Zeit der Ent­de­ckung von Mau­ri­ti­us zunich­te gemacht wur­de. Es gibt nur weni­ge Stel­len, wo noch Urwald mit Eben­holz­be­stän­den zu sehen ist. Inzwi­schen sind sol­che Gebie­te geschütz­te Natio­nal­parks wie z.B. Domaine du Chas­seur im mitt­le­ren Osten der Insel. Le Val im Lan­des­in­nern ist ein mehr oder weni­ger klei­ner Zoo, des­sen Besuch nicht lohnt — Die Land­schaft drum­her­um ist da schon schö­ner. Die weni­gen Tie­re, die hier zu sehen sind, hau­sen in win­zigs­ten Käfi­gen und sind daher sehr bemit­lei­dens­wert, wie z.B. ein Tiger, der in einem viel­leicht 15 m² gro­ßen Käfig allei­ne sein Dasein fristet 🙁

Der nörd­lichs­te Zip­fel, wo man die Son­ne noch im Meer ver­sin­ken sieht, ist Poin­te aux Can­no­niers. Da an die­ser his­to­ri­schen Stel­le, wo noch alte Kano­nen und eine Art Aus­sichts­turm zu fin­den ist, der Club Med sei­ne Anla­ge hat, trau­te ich mich nicht so recht hin­ein, blieb aber unbe­hel­ligt, als ich vom Strand aus die Anla­ge mit mei­ner Kame­ra betrat und so tat, als sei ich ein Gast *grins*. Mit einem schö­nen Son­nen­un­ter­gang wur­de ich für mei­ne Tap­fer­keit belohnt *freu*.

Um den süd­li­chen Teil der Insel zu besich­ti­gen, sie­del­ten wir um in das dafür güns­ti­ger gele­ge­ne Hotel Les Pavil­lons mit Pool direkt am Meer. Es liegt im äußers­ten Süd­wes­ten auf einer klei­nen Halb­in­sel, direkt vor dem ca. 550m hohen Berg Le Mor­ne Bra­bant, der aus­sieht wie ein gigan­ti­scher Fels­bro­cken und je nach Son­nen­stand sehr foto­gen ist. Die gesam­te West­küs­te die­ser Halb­in­sel ist ein lan­ger, abge­le­ge­ner und ruhi­ger Strand, der der ein­zi­ge die­ser Art war, den wir erleb­ten. Durch die Aus­rich­tung die­ser Küs­te bekommt man hier täg­lich einen schö­nen Son­nen­un­ter­gang geliefert.

Zwei sehr schö­ne Gegen­den sind die Cha­ma­rel Was­ser­fäl­le und Ter­res des Cou­leurs, die im Süd­wes­ten eng bei­ein­an­der lie­gen. Ter­res des Cou­leurs ist schon eine erstaun­li­che Natur­ge­ge­ben­heit und auf Mau­ri­ti­us ein­ma­lig und nur dort an der Ober­flä­che sicht­bar. Je nach Licht­ein­strah­lung schim­mern die vie­len klei­nen Hügel­chen in präch­ti­gen Erd­far­ben von gelb, ocker, über rot zu braun und schwarz, teil­wei­se sieht man auch lila Töne. An bei­den Stel­len kann man sicher auch gut wan­dern, aber wer tut das schon bei der Hit­ze 😉 Im Osten und Nor­den des Gebie­tes schließt sich direkt der gro­ße Black River Gor­ges Natio­nal Park an. Es ist eines der weni­gen Area­le, wo noch ursprüng­li­cher Urwald zu sehen ist. Die ein­zi­ge Stra­ße, die durch die­sen Park führt, ist ein Erleb­nis für sich und die Aus­bli­cke immer wie­der eine Augen­wei­de. Die Stra­ße klet­tert vom Wes­ten her in engen und stei­len Ser­pen­ti­nen durch dicht bewal­de­tes Gebiet von Mee­res­hö­he auf ca. 700 Meter. In die­ser Höhe sind die Tem­pe­ra­tu­ren auch wesent­lich ange­neh­mer und wenn man sich die ent­spre­chen­de Zeit nimmt, lässt es sich dort ganz toll wan­dern, auch wenn einem hier ab und zu mal frei­le­ben­de, aber scheue Affen über den Weg laufen.

Ein wei­te­rer schö­ner Was­ser­fall ist der Roches­ter Fall, der Abküh­lung ver­spricht und ein Bad erlaubt, wenn man die Bade­kla­mot­ten dabei hat. Von dort aus zurück zum Hotel fuh­ren wir die schö­ne Süd­küs­te ent­lang, wo sich direkt vor der Baie du Cap eine sehr wit­zi­ge Per­spek­ti­ve auf die Stra­ße bie­tet. Und hier dann noch­mals ein schö­ner Sonnenuntergang. 

Am nächs­ten Tag ging’s noch­mal durch den Natio­nal Park, aber danach Rich­tung Nor­den, zu den Tama­rind Falls E , die sich auf ins­ge­samt 7 Stu­fen ent­lang des Tama­rind-Flus­ses auf­tei­len. Hier bie­ten Ein­hei­mi­sche auch eine Tour (zu Fuß) direkt zu den Was­ser­fäl­len an, die man sonst nur von einem Pla­teau aus der Fer­ne betrach­ten kann. Wei­ter nord­west­lich ist der Case­la Bird­park, der zwar vie­le ein­hei­mi­sche und tro­pi­sche Vögel zum Bestau­nen bie­tet, aber die­se lei­der wie­der in zu klei­nen Käfi­gen unter­ge­bracht sind. Es gibt dort auch zwar ein paar frei leben­de Vögel, den­noch ist es für Natur­lieb­ha­ber kein Ver­gnü­gen an all den Käfi­gen ent­lang zu laufen. 🙁

Auf dem Rück­weg zu Les Pavil­lons gab’s ent­lang der West­küs­te wie­der­mal einen Son­nen­un­ter­gang, der fest­ge­hal­ten wer­den wollte. 

Die Tier­welt auf Mauritius
Dazu ein paar klei­ne Anek­do­ten von mir: Die Kra­ni­che, schwar­ze aus­tra­li­sche Schwä­ne und ein paar ande­re Vögel lau­fen im Case­la Bird­park frei her­um. Das net­te und höchst neu­gie­ri­ge Strau­ßen­fräu­lein war aber ein­ge­zäunt, sonst hät­te sie mich wohl noch näher inspiziert.

Außer­halb des Parks über­all zu sehen, sind die nied­li­chen roten Vögel in Spat­zen­grö­ße. Die bei uns ein­hei­mi­schen Spat­zen sind dort eben­falls in gro­ßer Zahl vor­han­den. Die roten Ker­le waren in unse­rem ers­ten Hotel anzu­tref­fen, nah­men rege am Früh­stücks-Buf­fet teil und waren rela­tiv zutrau­lich. Sie lan­de­ten auf dem Tisch und sahen einem mit “Hun­de­blick” in die Augen, ob man nicht was für sie hät­te. Breit­ge­schla­gen reich­te ich ihnen so man­cher­lei Brot­kru­men zwi­schen zwei Fin­ger­spit­zen, was sie gern ent­ge­gen­nah­men, um dann aber doch schnell wie­der zu verschwinden.

Die Vögel mit den abste­hen­den Federn am Kopf wer­den “Bul­bul” genannt. Wir nann­ten sie aber ein­fach nur die Punks 😉 Sie waren zwar wesent­lich scheu­er als die klei­nen Roten, aber eben­so beim Früh­stü­cken betei­ligt. Wenn kei­ner in der Nähe war, waren sie sehr frech und wage­mu­tig. Aller­dings nah­men sie Brot­kru­men nur, wenn nix ande­res da war, denn eigent­lich waren sie wild auf Früch­te und Mar­me­la­de. Alles was unbe­auf­sich­tigt auf irgend­wel­chen Tischen lag, wur­de schnell zu Ihrem Ziel.

Dane­ben sind auch die gel­ben Weber­vö­gel zu sehen, die auch sehr ver­brei­tet sind und in vie­len Bäu­men ihre Sied­lun­gen haben. Es war stets ein flei­ßi­ger Haus­bau zu beob­ach­ten und jeden Mor­gen lagen wie­der neue Bun­ga­lows am Boden, denn die Frau­en die­ser Schöp­fung begut­ach­ten (nach Fer­tig­stel­lung eines sol­chen Nes­tes) dies sehr genau und prü­fen durch hef­ti­ges Rüt­teln die Sta­bi­li­tät. Gefällt die Arbeit des Männ­chens nicht, wird der “Pfusch am Bau” gleich geahn­det und das Nest abge­ris­sen. Es ist unglaub­lich aber wahr, genau wie es auch in der Tier­do­ku­men­ta­ti­on “Die lus­ti­ge Welt der Tie­re” berich­tet wird.

Die Flo­ra
Am wei­tes­ten ver­brei­tet sind Sträu­cher voll Hibis­kus und Bou­gain­ville in den Far­ben weiß über gelb, oran­ge, rot bis zum kräf­ti­gen Rosa.

Die im Novem­ber bis Janu­ar in rot blü­hen­den Flam­boy­ant Bäu­me säu­men nahe­zu über­all die Stra­ßen und sind fast genau­so häu­fig zu sehen, wie die Kokos­pal­men. Eben­falls sehr oft sieht man ein­zel­ne, rie­si­ge Ban­yan Bäu­me, die mit ihren zu Stäm­men gewor­de­nen Luft­wur­zeln einen majes­tä­ti­schen Anblick bieten.

Ein inter­es­san­ter und schö­ner Aus­flug ist auf jeden Fall der Bota­ni­sche Gar­ten “Pam­ple­mous­ses” im nörd­li­chen Teil der Insel. Hier bekommt man (bei einer Füh­rung) die ende­mi­schen Pflan­zen und auch man­che Exo­ten zu sehen und auch erklärt. Alle Pal­men­ar­ten, die sonst auf der gan­zen Insel ver­teilt sind, kann man hier sehr schön auf über­schau­ba­rem Raum zusam­men sehen. Nicht ein­hei­mi­sche Pflan­zen, wie z.B. der Bam­bus G gedei­hen hier zwar präch­tig, sind aber natür­lich außer­halb des Gar­tens nicht anzu­tref­fen. Die Blät­ter der Was­ser­li­lie Vic­to­ria haben oft einen Duch­mes­ser von 50 — 100 cm und kön­nen vom Gewicht leicht ein Baby auf dem Was­ser tra­gen. Die Lotus­blu­men haben spe­zi­el­le Blät­ter, auf denen Was­ser und Schmutz immer abperlt, daher hat die­ser Effekt auch den Namen Lotus­ef­fekt. In Pam­ple­mous­ses gibt es auch vie­le Blu­men in allen Far­ben zu sehen, deren Namen man sich lei­der nur schwer mer­ken kann. Eben­falls wach­sen hier exem­pla­risch vie­le Gewürz­pflan­zen, die auch sonst auf Mau­ri­ti­us ange­baut wer­den und man erfährt zum ers­ten mal wie Vanil­le, Mus­kat­nuss oder Nel­ken und ande­re, frisch vom Baum oder Strauch gepflück­ten Blät­ter oder Scho­ten duften.

So, das soll’s gewe­sen sein !

Mar­cus Türner