Alex Rei­ni­cke waren vom 17.01. bis 08.02.2004 mit Frau und 5 Mona­te alten Sohn für drei Wochen auf Mau­ri­ti­us. Gern ver­öf­fent­licht er die Ein­drü­cke sei­ner Rei­se, mit einem klei­nen Kind. 

3 Wochen und ein Baby

Gewohnt haben wir in der Anla­ge „Les Cyg­nes“. Die Anla­ge ist kei­ne Hotel- oder Appar­te­ment­an­la­ge im tou­ris­ti­schen Sinn, es gibt also kein Restau­rant oder Ani­ma­ti­on, etc. Die Bewoh­ner der Anla­ge sind Mau­ri­tier, die hier ihr Wochen­en­de ver­brin­gen. Die Anla­ge besteht aus 40 Rei­hen­häu­sern mit je ca. 90 qm, incl. Ter­ras­se und Park­platz. Ein ca. 100 x 100 m gros­ser Gar­ten mit 10 x 20 m Swim­ming­pool gehört zur Anla­ge. Die Anla­ge ist, wie im Pro­spekt beschrie­ben unter der Woche so gut wie unbe­wohnt, so dass man den Gar­ten und den Pool fast allei­ne hat. Am Wochen­en­de ist ziem­lich was los, aber eher fami­li­är und mit annehm­ba­rem Lärm­pe­gel. Da die Anla­ge von Ein­hei­mi­schen belegt ist, ist der Stan­dard der Häu­ser abhän­gig von den Besit­zern. Eini­ge Häu­ser hat­ten wohl schon län­ger kei­ne Pfle­ge erhal­ten und sahen ein wenig ver­wohnt aus. Unser Haus war aber schön, frisch gestri­chen, „ein­fach, aber zweck­mä­ßig“ ein­ge­rich­tet: 3 Schlaf­zim­mer im Ober­ge­schoss, alle sehr klein, eins mit AC (abso­lut not­wen­dig im Januar/Februar), gut aus­ge­stat­te­te Küche (Gas­herd, Tief­kühl­fach), gros­ses Wohn­zim­mer mit unzäh­li­gen Sitz­mö­beln (aber lei­der kein Sofa) und TV, CD, Radio, sowie Tele­phon (Inner-mau­ri­ti­sche Gesprä­che kos­ten­los, Aus­land nicht mög­lich). Den Preis von 57 EUR pro Tag fan­den wir für das gebo­te­ne OK, aber nicht sen­sa­tio­nell niedrig.

Der öffent­li­che Strand von Perey­be­re und die nächs­ten Geschäf­te sind ca. 2 km ent­fernt. Ein Auto ist also emp­feh­lens­wert. Wir hat­ten für die 3 Wochen einen Hyun­dai Atos (klei­ne korea­ni­sche Reis­schüs­sel) mit AC, 2 Jah­re alt, kei­ne tech­ni­schen Pro­ble­me (aber auch kein Renn­wa­gen) für ca. 26 EUR (incl. VAT) pro Tag, eben­falls über den oben ange­deu­te­ten Ver­an­stal­ter gemietet.

Den Links­ver­kehr fand ich kein Pro­blem (Steu­er ist ja auch auf der „Mit­tel­li­ni­en­sei­te“), schal­ten war auch kein Pro­blem (Auto­ma­tik). Die Stras­sen haben sie lei­der von den Eng­län­dern geerbt (und nicht wie vie­les ande­re von den Fran­zo­sen): eng, kur­vig, viel Ver­kehr und oft mit Schlag­lö­chern. Durch die schlech­ten Stras­sen dau­ert es ewig von A nach B zu kom­men. Aus­nah­me: Die Insel“autobahn“.
Lei­der nicht von den Eng­län­dern ist die Fahr­wei­se: ins­be­son­de­re Bus­se und Mini­bus­se fah­ren sehr schnell, vie­le nachts unbe­leuch­te­te Zwei­rä­der auf der Stras­se. Wer schon mal in Süd­afri­ka Auto gefah­ren ist, kann es sich unge­fähr vor­stel­len. Immer­hin, im Gegen­satz zu Asi­en befin­den sich wenigs­tens kei­ne Tie­re auf der Stras­se (aus­ser ein paar Hun­den). Nachts beson­ders ner­vend ist das gna­den­lo­se Benut­zen des Fern­lichts (oder sind etwa fast alle Schein­wer­fer falsch ein­ge­stellt?) und das Feh­len von Leit­pfos­ten (statt­des­sen, wie in Eng­land, Kat­zen­au­gen in der Mit­tel­li­nie, so dass man immer schön in den Gegen­ver­kehr schau­en muss…). Obwohl es also nicht gera­de ent­span­nend ist in Mau­ri­ti­us Auto zu fah­ren waren wir froh, ein Auto zu haben, denn die Frei­heit des eige­nen Fahr­zeugs ist natür­lich toll.

Mau­ri­ti­us mit Baby: Vie­le Freunde/Verwandte und auch eini­ge For­um­teil­neh­mer hat­ten Beden­ken, ob ein Mau­ri­ti­usur­laub mit Baby denn das Rich­ti­ge sei (lan­ger Flug, die Hit­ze, Krank­hei­ten???). Ich muss sagen, es war abso­lut toll mit dem Klei­nen. Der Flug war unpro­ble­ma­tisch, die Hit­ze steck­te er weg, im Gegen­teil, end­lich konn­te er mal nackig an der frei­en Luft her­um­lie­gen. Die Mau­ri­tier sind extrem kin­der­lieb. Jeder woll­te ihn mal anfas­sen, mach­te Gri­mas­sen, Frau­en lieb­ten es ihn mal hoch zu neh­men, in jedem Geschäft scharr­ten sich die Ange­stell­ten um ihn. Aller­dings ist die Son­ne zu stark für ein 5 Mona­te altes Baby. Des­we­gen war es auch kein all­zu gros­ser Ver­zicht, dass unser Appar­te­ment nicht am Strand lag, da gin­gen wir dann nur ab 16:00 hin, tags­über waren wir am Haus (und meis­tens im Pool).

Die Strän­de: Gene­rell sehr schön, ABER (und das fan­den wir spe­zi­ell an Grand Baie und Umge­bung ner­vig): schwer zu errei­chen! Ein gro­ßer Teil der nörd­li­chen Küs­te befin­det sich hin­ter Mau­ern (Hotels und Pri­vat­häu­ser). Zwar ist der Strand gene­rell öffent­lich und darf auch vor Hotels betre­ten wer­den (und die Hotel­wach­leu­te machen auch kei­ne Pro­ble­me – wie üblich auf Mau­ri­ti­us, sehr net­te Leu­te). Man muss halt nur hin­kom­men. Die öffent­li­chen Strän­de sind z.T. nicht so der Ham­mer, am Wochen­en­de voll und unter der Woche manch­mal ein wenig schmud­de­lig. Spe­zi­ell im Nor­den, wo es sich bei den Strän­den um klei­ne Buch­ten han­delt (Aus­nah­men wie Mont Chois­sy bestä­ti­gen die Regel) ist es auch nicht jeder­manns Sache sich mit “Kar­tof­fel­tue­te” und Pack direkt neben die Hotel­lie­gen zu legen. Zudem geht man mit Baby und Kram dann auch nicht so ger­ne Kilo­me­ter am Strand ent­lang um sich an schö­ne­ren Hotel­strän­den nie­der­zu­las­sen. Und die Tat­sa­che, dass man beim Fah­ren nur sel­ten ein Meer­pan­ora­ma genies­sen kann, fand ich ärger­lich. Im Wes­ten (Flic en Flac) und im Osten (Bel­le Mare) ist der Strand so lan­ge (und die Hotels noch so weni­ge) dass der öffent­li­che Strand sich über meh­re­re km zieht und im Süden, da gibt es ent­we­der kei­ne Strän­de oder kaum Hotels, also auch einen wei­ten frei­en Blick aufs Meer.

Ver­pflegt haben wir uns meis­tens aus dem Super U (oder Super 2000). Einer der gro­ßen Vor­tei­le des Nor­den: super Infra­struk­tur, alles zu bekom­men, was man möch­te. Die Prei­se für ein­hei­mi­sche, teil­wei­se sub­ven­tio­nier­te Güter wie Brot (Baguette! – hier zeigt sich der fran­zö­si­sche Ein­fluss) sind sehr gering (6 Rrs. = 30c) bis nied­rig (Fisch, 1 Kg ca. 100 rs. = 3 EUR). Impor­tier­te län­ger halt­ba­re Güter dar­un­ter auch vie­le Obst- und Gemü­se­sor­ten, auch Fleisch (tief­ge­fro­ren) sind etwas bil­li­ger als in Deutsch­land. Teu­rer sind impor­tier­te ver­derb­li­che Güter und Mar­ken­pro­duk­te, ins­be­son­de­re Din­ge wie Fer­tig­pud­dings, Joghurt etc. Das kann dann schon mal drei­mal so teu­er sein wie bei uns. Da es eine rei­che Aus­wahl an indi­schen und chi­ne­si­schen Würz­pas­ten gibt, kann man auch her­vor­ra­gend loka­le Cur­ries nach­ko­chen. Mir macht das Spass und des­we­gen haben wir auch häu­fig sel­ber gekocht.

Essen gegan­gen sind wir natür­lich auch. Hier muss ich sagen: wir waren nicht immer erfreut. Erst­mal ist es ziem­lich teu­er (zumin­dest im Ver­gleich zu Asi­en, ggü. Deutsch­land ca. 30% bil­li­ger). Dann ist das Gebo­te­ne nicht in allen Fäl­len wirk­lich gut; man hat in eini­gen Loka­len in Grand Baie das Gefühl: hier wird ver­sucht mit wenig Auf­wand viel zu ver­die­nen. Beson­ders trifft das m.E. für das Tan­jo­re zu. Oft sind die Por­tio­nen recht über­sicht­lich, so das der ggü. Deutsch­land gerin­ge­re Preis bei aller­dings guter Qua­li­tät wett­ge­macht wird (z.B. Wan Tai). Eben­falls in schlech­ter Erin­ne­rung (aber bil­lig) Mer de Chi­ne in Flic en Flac. Hier haben wir gehofft nicht hin­ter­her krank zu wer­den (sind es nicht gewor­den ;-). Es gibt natür­lich auch gute Restau­rants: z.B. Le Coin de Mire in Cap Mal­heu­reux oder das Le Bou­gain­ville in Blue Bay. Die Loka­le in Gran­de Baie und Umge­bung waren übri­gens sehr leer, oft waren wir die ein­zi­gen Gäs­te, so dass man sich schon fra­gen muss, wovon die eigent­lich leben. Die wirk­li­chen High­lights waren aber zwei Restau­rants die weni­ger an Tou­ris­ten ori­en­tiert sind son­dern sich an geho­be­nes loka­les Publi­kum wen­den: Indra (Domaine Les Pail­les) und das Hong Kong Palace, „idyl­lisch“ am Park­platz des Super U Grand Baie gele­gen. Und teu­rer als eini­ge der o.g. Läden sind sie auch nicht.

Sehens­wür­dig­kei­ten: Ehr­lich gesagt, nicht die Stär­ke Mau­ri­ti­us. Wir haben es dann auch schnell auf­ge­ge­ben (was viel­leicht auch falsch war). Besucht haben wir: Port Lou­is: Häß­lich – Der Markt: wer schon mal in Asi­en war, wird hier nicht wirk­lich begeis­tert sein kön­nen Hindutempel/Chinesentempel: Sie­he oben, wer schon mal in Asi­en war… Viel­leicht soll­te man fol­gen­de Ana­lo­gie zie­hen: Ver­glei­che die Kir­chen in Mau­ri­ti­us mit Kathe­dra­len in Euro­pa, dann hat man den Sehens­wür­dig­keits­wert der asia­ti­schen Reli­gi­ons­ein­rich­tun­gen erfasst.

Le Val: Herr Därrs Rei­se­füh­rer äus­ser­te sich enthu­si­as­tisch (war aber auch eine älte­re Aus­ga­be). Inzwi­schen sehr her­un­ter­ge­kom­men; immer­hin, die Anfahrt ist schön. Pam­ple­mous­ses: Hat uns sehr gefal­len, sehr schön., man soll­te auf jeden Fall einen Füh­rer für 50 Rs (EUR 1,60 p.P) neh­men. Domaine Ylang-Ylang: Ääh, was ist dar­an so speziell??

Land­schaft­lich muss ich sagen ist Mau­ri­ti­us auch nicht gera­de die Per­le. Dicht besie­delt und Zucker­rohr-Mono­kul­tur. Die schöns­te Gegend ist der Süd­wes­ten. Aber auch hier: wer wirk­lich tro­pi­sche Natur oder gar Urwald sehen möch­te, der ist in Mau­ri­ti­us fehl am Platze.

Shop­pen: Man kann gut Kla­mot­ten kau­fen. Wobei die ewi­gen Ralph Lau­ren Shops mit ihren schlecht gemach­ten Fäl­schun­gen eher unin­ter­es­sant sind (und teu­er: ich mei­ne ein Polo­hemd min­de­rer Qua­li­tät mit pein­li­chem Logo für 10 Euro… Da geh ich doch lie­ber zu C&A). Schein­bar gibt die aber nicht mehr lan­ge, in der loka­len Pres­se wur­de berich­tet, dass der ech­te R.L. wohl kei­ne Geduld mehr hat. (Am Ran­de: In der Pres­se stand auch, dass es 300 „R.L.“ – Out­lets mit 3000 Mit­ar­bei­tern gibt. Bezo­gen auf deut­sche Bevöl­ke­rungs­zah­len sind das 180.000 Beschäf­tig­te – soviel wie die Deut­sche Bahn…). Übri­gens die „Echt­heits­zer­ti­fi­ka­te“ sind natür­lich ein Witz. Gut gefal­len haben mir eini­ge loka­le Mar­ken, z.B. Cot­ton Club, Habit und für Kin­der Gecko. Hier kann man wirk­lich super Klei­dung für einen guten Preis kaufen.

Wet­ter: Schwül-warm, um 30 Grad häu­fi­ger aber kur­zer Regen. Der war aber eher will­kom­men. Nachts kühl­te es kaum ab, AC ist zu emp­feh­len. Manch­mal recht win­dig, die letz­te Woche konn­ten wir z.B. kei­nen Glas­bo­den­boot-Aus­flug machen und schnor­cheln war dann auch nicht möglich.

Geld: Wie gesagt, Mau­ri­ti­us ist nicht bil­lig, jeden­falls nicht im Ver­gleich zu Asi­en (z.B. Thai­land). War­um vie­le Rei­se­füh­rer noch erzäh­len man sol­le Rei­se­schecks oder Bar­geld mit­neh­men ist mir abso­lut schlei­er­haft. EC-Kar­te, EC-Kar­te und noch­mals EC-Kar­te (und Kre­dit­kar­te) ist mei­ne Emp­feh­lung. Geld­au­to­ma­ten gibt es über­all. Die Abrech­nung erfolgt zum Inter­ban­ken­kurs, der ist unschlag­bar. Wer oben­drein sein Kon­to bei der Deut­schen Bank hat, zahlt bei den Geld­au­to­ma­ten der Bar­clays Bank noch nicht ein­mal Gebühren.

Die Leu­te: Das Bes­te zuletzt. Die Mischung von Indern, Chi­ne­sen, Kreo­len und Wei­ßen, die abso­lu­te Höf­lich­keit der Leu­te ist ein­fach Klas­se. Wir haben jeden­falls nicht eine schlech­te Erfah­rung gemacht und sind begeis­tert von den Leuten.

FAZIT:
Es gibt defi­ni­tiv land­schaft­lich schö­ne­re und kul­tu­rell inter­es­san­te­re Zie­le. Die Strän­de sind OK aber auch nicht der Ham­mer. Das Preis­ni­veau ist hoch ver­gli­chen mit asia­ti­schen Zie­len. Aller­dings bekommt man eine gute Infra­struk­tur und guten Ser­vice gebo­ten. Ich kann mir vor­stel­len, dass das die Hotels in Mau­ri­ti­us sehr attrak­tiv macht. Das Bes­te sind die Men­schen auf Mau­ri­ti­us. Ob wir noch mal nach Mau­ri­ti­us fah­ren wür­den? Mal sehen…

Alex Rei­ne­cke