Unter dem Titel „Die Blaue Mauritius. Das Treffen der Königinnen in Berlin“ wird das Museum für Kommunikation Berlin vom 2. bis zum 25. September 2011 rund drei Viertel der heute noch existierenden 27 Mauritius-Marken präsentieren. In dieser weltweit einzigartigen Ausstellung führt das Museum, selbst im Besitz einer Blauen und einer Roten Mauritius, damit die bislang größte Anzahl dieser philatelistischen Kostbarkeiten in seiner Schatzkammer zusammen. Wir sprachen mit Frau Christine Sommerfeld, Museologin im Archiv für Philatelie der Museumsstiftung Post und Telekommunikation über die Ausstellung und über ihren ganz privaten Bezug zu Mauritius.

 „Es ist wie nach Hause kommen“ – Interview mit Christine Sommerfeld, Museologin im Archiv für Philatelie der Museumsstiftung Post und Telekommunikation

 Frau Sommerfeld stellen Sie sich unseren Lesern bitte kurz vor. Was verbindet Sie mit der berühmtesten Briefmarke der Welt und der schönsten Insel im Indischen Ozean?

Bevor ich die Insel selbst kennenlernte, gab es schon eine Verbindung durch meine berufliche Tätigkeit im Archiv für Philatelie der Museumsstiftung für Post und Telekommunikation. Die Bestände des Archivs gehören zu den ältesten und wertvollsten Sammlungen (sie haben ihren Ursprung im 1872 gegründeten Reichspostmuseum) im Besitz der Stiftung und umfassen Philatelie weltweit. Zu den Kostbarkeiten zählen u. a. eine Blaue und eine Rote Mauritius, die auf dem sogenannten „Mauritius-Tableau“ in der Schatzkammer unseres Museums für Kommunikation in Berlin ausgestellt sind.

Mauritius selbst lernte ich 2005 kennen und habe mich sofort in die Insel verliebt. Im Oktober diesen Jahres werden wir zum 6. Mal dort Urlaub machen.

 Lassen Sie uns zuerst über die außergewöhnliche Ausstellung sprechen – was erwartet die Besucher ab 02.09.11 in Berlin?

 Es ist in der Tat eine außergewöhnliche und weltweit einzigartige Ausstellung, die im September in Berlin gezeigt wird. Es werden zwei Drittel (18 von 27) der heute noch nachzuweisenden  Exemplare der Mauritius „Post Office-Marken“ von 1847 zu sehen sein. Als weitere Highlights werden der „Bordeaux-Brief“, welcher mit einer Blauen und einer Roten Mauritius frankiert ist gemeinsam mit dem „Doppel“ des Briefes gezeigt. Letzterer ist mit einer Blauen Mauritius freigemacht, wurde 1904 vom Reichspostmuseum erworben und befindet sich heute im Besitz der Museumsstiftung. Zu sehen sind außerdem der Original-Kostenvoranschlag von Joseph Osmond Barnard, dem Graveur der Marken, die letzten drei erhaltenen „Ball-Covers“, in denen Lady Gomm, die Frau des Gouverneurs von Mauritius, wohl die Zutrittskarten für ihren Ball verschickt hat und weitere Kostbarkeiten. Eine ähnliche Ausstellung hat es noch nicht gegeben und wird es sicher auch in absehbarer Zeit nicht wieder geben!

Die gezeigten Marken und anderen Ausstellungsstücke befinden sich ja in unterschiedlichen Besitz. War es sehr aufwendig die Ausstellung zu kuratieren und wie lange dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung?

 Es existierte schon sehr lange die Vision, eine solch umfassende Ausstellung der legendären Marken im Berliner Museum zu zeigen. Als es an die konkrete Umsetzung ging, fand das Vorhaben auch große Resonanz bei allen Beteiligten, dennoch war die Verwirklichung des Projektes sehr aufwändig. Es galt nicht nur die Besitzer der Marken zu überzeugen, sich für kurze Zeit von ihren Schätzen zu trennen, vor allem mussten die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Das war nur durch großzügige Sponsorengelder möglich.

Die eigentliche Zeit der Ausstellungsvorbereitung dauerte dann ca. ein Jahr, relativ kurz, gemessen an der Bedeutung und Wertigkeit der Exponate, die gezeigt werden.

Das Thema wird sicher nicht nur Philatelisten anziehen. Ist rund um die Ausstellung auch ein Rahmenprogramm geplant, vielleicht sogar mit Bezug zu Mauritius?

 Ergänzend zum „Treffen der Königinnen“ wird es eine Begleitausstellung zum Thema „Mauritius Post Office-Marken“ geben. Hier kann man viel über die Entstehungsgeschichte der Marken und den „Mythos Mauritius“ sehen und erfahren, von den Anfängen bis in die heutige Zeit. Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger (deutsch/englisch) Katalog, der in den Shops der Museen für Kommunikation erhältlich ist. Am 2. September findet im Museum für Kommunikation Berlin ein internationales Kolloquium statt. Fachleute und Spezialisten und auch fachkundige Sammler werden sich in diesem Rahmen mit Fragen und Problemen rund um die „Post Office-Marken“ beschäftigen und diese diskutieren.

Mit der Blauen und Roten Mauritius sind viele Geschichten und Legenden verknüpft – erzählen Sie uns eine.

Die Geschichte von Gouverneursgattin Lady Gomm, welche die Marken angeblich anfertigen ließ um die Einladungskarten für ihren Ball damit zu frankieren, ist sicher nicht nur Philatelisten hinlänglich bekannt. Daher hier eine Anekdote, die ich bei Helen Morgan, der Autorin des Buches „Blue Mauritius: The Hunt for the World‘s Most Valuable Stamps“, London 2006, gelesen habe:

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren zwei Herren, Bratt und Walker, gemeinsam auf einer Urlaubsreise in Indien. Wohl wissend um den Wert der Post Office Marken suchten sie gezielt Küstenorte im Süden des Landes auf, von wo aus in den 1840er Jahren Kontraktarbeiter nach Mauritius gekommen waren. Es lag nahe, dass einige von Ihnen Briefe von einer britischen Kolonie in die andere geschickt hatten. Nachdem die beiden Herren ihr Interesse kund getan hatten, wurden sie alsbald mit Angeboten der Einheimischen überschwemmt, unter ihnen sowohl angeblich echte One Penny als auch Two Pence Post Office-Marken. Um ganz sicher zu gehen verbarg Bratt die Marken in seiner goldenen Taschenuhr. Leider wurde das Zimmer der beiden Briefmarken-Jäger, während diese schliefen, von Dieben heimgesucht und auch die Uhr mit ihrem kostbaren Inhalt gestohlen. Eine hohe Belohnung wurde für die Rückgabe ausgesetzt und tatsächlich konnte der Dieb gefasst werden. Allerdings hatte er aus Angst, diese könnten zur Identifizierung beitragen, die „schmutzigen Papierschnipsel“, die sich in der Uhr befanden, ins Feuer geworfen…

Sie selbst waren bereits mehrfach auf Mauritius – was zieht Sie immer wieder auf die Insel?

Einen großen Anteil daran haben natürlich die Einwohner von Mauritius, die einem in der Regel sehr offen entgegen kommen und denen wir viele schöne Erlebnisse und Bekanntschaften zu verdanken haben.

Na und bei unseren deutschen „Sommern“ natürlich das Klima und die faszinierenden Farben der Insel: die unendlich vielen Blau- und Grüntöne des Indischen Ozeans, das Rotbraun der Erde, das Grün des Zuckerrohrs, dazu der blaue Himmel, der sich bei Regen schnell verdunkelt…

Trotz der für uns exotischen Urlaubsdestination sind keine aufwändigen Impfungen notwendig und es gibt kaum giftige Tiere.

Ein bisschen sicher auch die „Überschaubarkeit” der Insel, obwohl wir immer wieder feststellen, dass wir noch lange nicht alles, was uns interessiert, gesehen oder getan haben. Trotzdem ist es, wenn wir am Flughafen in Plaisance aussteigen, ein bisschen wie „nach Hause kommen“, die Luft, die Gerüche, oft regnet es etwas, aber es ist warm…

Verbringen Sie den Urlaub dann eher individuell in einem Apartment oder Bungalow oder nutzen Sie die Annehmlichkeiten der exzellenten Hotellerie auf Mauritius?

Unsere erste Reise war eine Pauschalreise in ein 4** Hotel an der Westküste, für uns absolut richtig zum Kennen lernen. Wir haben aber schnell festgestellt, dass sich Mauritius sehr gut auf eigene Faust erkunden lässt.

Inzwischen bevorzugen wir Apartments oder Bungalows als Unterkunft. Wenn wir unterwegs sind, dann soviel wie möglich zu Fuß, mit dem Bus, auch mit dem Taxi.

Natürlich ist es auch eine Frage des Preises. Statt zwei Wochen im Hotel können wir vier Wochen privat auf der Insel zubringen. Im Hotel ist man außerdem geneigt, da in der Regel mindestens HP gebucht ist, entsprechend mehr Zeit innerhalb der Anlage zu verbringen. Ich habe aber auch für Jeden Verständnis, der seinen Urlaub in einem der schönen Hotels mit exzellentem Service verbringt und sich dort so richtig verwöhnen lässt.

Welche Region auf Mauritius bevorzugen Sie und welches sind die Plätze auf der Insel, an denen Sie sich am wohlsten fühlen?

Wir haben bisher überwiegend im Nordwesten gewohnt, aber auch an der West- und an der Ostküste. In diesem  Jahr teilen wir unseren Aufenthalt in zwei Wochen Pereybere und zwei Wochen Flic en Flac . So haben wir gute Ausgangsbasen für die verschiedenen Ziele in den einzelnen Regionen.

Lieblingsplätze – auf Anhieb fällt mir „unser“ Platz unter einem der großen Bäume am Cap Malheureux ein. Man hat einen wunderbaren Blick auf die vorgelagerten Inseln, ganz nahe die Coin de Mire, und kann die Schiffe und Boote auf dem Meer beobachten. Und natürlich die Ile aux Cerfs, eine kleine stille Bucht abseits des Touristentrubels und in den Farben der Lagune „schwelgen“.

Was wünschen Sie Mauritius für die nächste Zeit?

Dass der Insel  ihr natürlicher Charme erhalten bleibt, die Menschen weiterhin friedlich miteinander leben können und dass vor allem die jungen Leute eine Perspektive bekommen, die ihnen ein Leben auf Mauritius lebenswert macht.

Vielen Dank für das Gespräch!