Seit ihrem Urlaub 2001 ist Anke Schlingemann ein großer Mauritius-Fan. In ihrem ausführlichen Reisebericht malt sie uns ein ehrliches und faszinierendes Bild von ihrer Reise und vermittelt Vorfreude auf den eigenen Besuch. Wunderbar geschrieben mit vielen Tipps und Anregungen.

Mauritius – Insel am Wendekreis des Steinbocks

Allgemeines

Im indischen Ozean, ca. 900 km östlich von Madagaskar liegt zwischen dem 20. und 21. Breitengrad die Inselgruppe der Republik Mauritius. Mit 1865 qkm (ca. 64 km lang und 47 km breit) ist Mauritius -obwohl touristisch weiter erschlossen- um etwa 30 % kleiner als La Reunion.

Mit der Inbesitznahme durch Niederländer wurde 1638 auf Mauritius die Plantagenwirtschaft und damit verbunden die Sklaverei eingeführt. Die benötigten Arbeitskräfte wurden auf den Sklavenmärkten von Mosambique, Sansibar und den Komoren gekauft. Im 18. Jh. übernahmen die Franzosen die Kolonie. Mit der Übernahme der Verwaltung durch die britische Krone und die Abschaffung der Sklaverei wurden als Ersatz indische Lohnarbeiter nach Mauritius gebracht. Die englische Herrschaft währte von 1810 bis zur Unabhängigkeit 1968. 1992 wurde die Republik Mauritius gegründet.

Rund 70 % der rund 1,1 Mio. Einwohner ist indischer Abstammung und gehört überwiegend dem Hinduismus sowie zu einem kleinen Teil dem Islam an. Die Kreolen (ca. 300.000) – Nachkommen europäischer und afrikanischer Einwanderer – sowie die Francomauritier (ca. 20.000) sind römisch-katholisch. Die Mauritier chinesischer Herkunft (ca. 30.000) sind Buddhisten.

Neben der Amtssprache Englisch wird auf Mauritius Creole -ein vom Französischen abstammendes Idiom- gesprochen. Französisch gilt als Sprache der französischen Oberschicht.

Das Klima auf der Insel ist sehr unterschiedlich. Die flache Nordspitze ist regenarm wohingegen die höheren Regionen und der Süden häufig von Regenwolken eingehüllt sind. Das ganze Jahr über weht eine gleichmäßige Brise aus Südosten. In den Monaten Januar bis März wird der Indische Ozean von Zyklonen heimgesucht. Der mauritianische Winter mit Tagestemperaturen von 25 Grad Celsius ist Nebensaison und stellt sich als äußerst angenehme Reisezeit dar, zumal die tropischen Niederschläge im Juni wesentlich geringer sind als in der Hauptsaison. Einige Eingewöhnungszeit bedarf es zugegebenermaßen, in Deutschland die sich annähernden längsten Tage genossen zu haben und die Tagesaktivitäten nun auf die Zeit von 6:00 bis 18:00 Uhr (mauritianischer Sommer: 5:00 bis 19:00 Uhr) zu beschränken. An der stürmischen Ostküste in Trou d’Eau Douce verbringen wir die lauen Winterabende bei 20 Grad Celsius mit einem Sweatshirt auf dem Appartement- Balkon und genießen den Blick aufs Meer.

Mauritius ist fast komplett von Korallenriffen umgeben, die die Wucht der Brandung Hunderte von Metern vor der Küste brechen und seichte Lagunen bilden. Ursprünglich war Mauritius von dichtem tropischen Regenwald bewachsen, in dem sich riesige Harthölzer von hervorragender Qualität befanden. Leider wurde Raubbau mit Eintreffen der Niederländer auf Mauritius betrieben. Nachdem die alten Ebenhölzer abgeholzt waren, pflanzte man Nutzhölzer und Zierpflanzen, die aus Indien, Indonesien, Kenia, Madagaskar und anderen afrikanischen Ländern stammten. Die meisten Gewächse, die heute auf Mauritius zu finden sind, sind eingeführt worden. 4 % der Landfläche stehen mittlerweile unter Naturschutz. In den Nationalparks versucht man die ursprüngliche Vegetation zu erhalten und aufzuforsten.

Etwa 50 % der Gesamtoberfläche (80 % der Nutzfläche) von Mauritius wird von Zuckerrohr, dem wichtigsten Devisenbringer, bedeckt -auch weil diese Pflanze den Zyklonen standhält. Weitere Devisen werden durch die Fabrikation von Textilien und den Tourismus erbracht. Die Arbeitslosenquote liegt bei nur 2,5%. Der Großteil der benötigten Waren muss importiert werden. Gerade mal der Kartoffelanbau sowie einige andere Gemüsesorten und Tee reicht mittlerweile für die mauritianische Bevölkerung. Auch die Geflügelzucht ist erfolgreich, wohingegen der Fischfang gerade einmal ein Fünftel des Bedarfs deckt. Nahezu ein Viertel des Gesamtimports besteht aus Nahrungsmitteln, sogar das Grundnahrungsmittel Reis sowie Milch und Mehl müssen teuer importiert werden.

Unterkunft: Wir haben uns für ein Appartement in Trou d’Eau Douce, im windigen Osten von Mauritius gelegen, entschieden. Das Appartement, das wir über das Internet gebucht haben, ist mal wieder eine äußerst positive Überraschung. Die ausgepriesenen 70 qm erscheinen uns wesentlich größer. Es ist nett und praktikabel eingerichtet, die zwei Balkone -einer für das sonnige Frühstück, einer für den plätschernden Meerblick- sind genial.

Der Lebensmitteleinkauf stellt sich allerdings als mühselig heraus, da es in Trou d’Eau Douce nur kleine „Tante Emma“-Läden gibt, die alle in etwa das Gleiche zu bieten haben. An frische Milchprodukte, Backwaren, Fleisch oder Fisch ist nicht zu denken. Dafür stapeln sich Konservendosen in den Regalen. Alle uns bekannten Produkte scheinen einen dreifachen Touri- Aufschlag zu haben. Zum Glück finden wir noch eine kleine Gemüseauswahl -und natürlich herrlich leckere Papayas und Ananas- an einem Gemüsestand. Einen größeren Supermarkt gibt es in Grand Baie -die Preise sind dem touristisch stark erschlossenen Norden der Insel angepasst. Verhungern mussten wir glücklicherweise nicht, denn in Trou d’Eau Douce gibt es bei Chez Tino – gute kreolische Hausmannskost zu günstigen Preisen.

Autofahren auf Mauritius ist eine wahre Herausforderung. Abgesehen davon, dass ein Mietwagen der kleinsten Kategorie (der vorher nie gehörten vermutlich malaischen Marke Kancil) für normalwüchsige Europäer eine Zumutung ist (da sich der Fahrersitz nur sehr eingeschränkt nach hinten schieben lässt, sitzt man mitunter wie ein „Affe auf einem Schleifstein“ hinter dem Lenkrad) herrscht auf Mauritius Linksverkehr. Laut unserem Reiseführer gibt es (nur) 100.000 Fahrzeuge auf Mauritius – diese scheinen jedoch ständig im Einsatz zu sein oder stehen parkend an der schmalen Hauptstrasse. Gehsteige gibt es so gut wie keine, so dass die schmalen Strassen zusätzlich von der einheimischen Bevölkerung genutzt werden. Bei einem Schwätzchen auf der Strasse scheinen die vorbeifahrenden Autos nicht zu stören. Neben schlechten Straßenzuständen fehlen auch die halsbrecherisch fahrenden Motorroller nicht. Ohne Hupe (übrigens das erste, was uns vom Mietwagenverleiher gezeigt wurde) sollte man sich erst gar nicht hinter das Lenkrad setzen. Zu Bemängeln ist ebenfalls die mehr als unzureichende Beschilderung. Wenn es Schilder gibt, sind diese in der Regel verblichen, versteckt oder schlichtweg irreführend. Es gibt zwar nicht sehr viele Straßen auf Mauritius, dennoch sind diese auf der Karte des Mietwagenverleihers nicht immer ganz korrekt eingezeichnet. Also – eine wahre Herausforderung!

Trotzdem möchten wir diese Fahrten nicht missen. Ständig fahren wir über schmale Straßen, die von beiden Seiten von bis zu 2,5 m hohem Zuckerrohr eingezäunt sind. Werden die Blüten des Zuckerrohrs von der Sonne angestrahlt, so leuchten sie silbern. Oftmals kommen uns Fahrrad- oder Roller-Fahrer entgegen (oder müssen überholt werden), die mit Zuckerrohr hoch beladen sind.

Stationen unserer Rundreise

Der Norden: Botanischer Garten Pamplemousses – Petit Gamin – Triolet – Trou aux Biches – Maheswarnath-Tempel – Grand Baie

Der Botanische Garten von Pamplemousses gehört zurecht zu den Highlights von Mauritius. Der Eingang wird von einem kunstvollen schmiedeeisernen Tor geschmückt, das 1862 eigens nach London geschafft und dort auf der Weltausstellung ausgezeichnet wurde. Auf 93 ha findet man tropische Pflanzen aus Indien, China, Philippinen. Die Seerose (Victoria amazonica) ist sehr beeindruckend. Ihre Blätter mit bis zu 1 Meter Durchmesser können angeblich sogar ein Baby tragen. Der Park gehört mit seinen über 500 veschiedenen Pflanzen zu den artenreichsten tropischen Gärten auf der Erde. Allein 80 Palmenarten -nahezu alle existierenden- sind hier zu sehen. In der Parkmitte steht das nicht zu besichtigende Schlösschen Mon Plaisir, das unter Denkmalschutz steht. Auf dem Gelände gibt es ebenfalls ein Gehege mit Riesenschildkröten, die von der Insel Aldabra stammen.

Dem Haupteingang gegenüber befindet sich die älteste Kirche von Mauritius St-Francois d’Assisi, die 1756 erbaut wurde. Voller Überraschung entdecken wir hinter der Kirche das „Cafe Vienna“. Im Garten des Cafes genießen wir einen ausgezeichnetes Stück Kuchen.

Auf dem nahegelegenen Küstenabschnitt zwischen Petit Gamin und Trou aux Biches findet man schöne lange Sandstrände. Die an den Stränden für vertretbare Preise angebotene Fahrt mit einem Glasbottom-Boot lohnt sich. Während der einstündigen Fahrt zum Riff sieht man schöne Korallen und viele – manchmal auch farbenfrohe – Fische.

Der Ort Triolet wird fast ausschließlich von Hindus bewohnt und ist ein Zentrum des hinduistisch religiösen Lebens. An der Zufahrtsstrasse von Trou aux Biches liegt der Maheswarnath-Tempel – die größte hinduistische Tempelanlage auf Mauritius. Um den Ende des 19. Jh. errichteten Haupttempel entstanden kleine farbenprächtige üppig dekorierte Schreine, die Vishnu, Shiva, Krishna, Ganesha und anderen Gottheiten gewidmet sind.

Wer sich die Touri-Centren ansehen möchte kann einen Abstecher nach Grand Baie machen.

Der Osten: Trou d`Eau Douce – Ile aux Cerfs – Ile de l`Est – Mountains Bambous – Domain des Grands Bois / Domain de Casseur – Domain d’Ylang Ylang – Le Val

Trou d`Eau Douce ist ein kleines, eher verschlafen wirkendes Städtchen an einer schönen Lagune gelegen. Von Trou d`Eau Douce aus kann man sich für 100 Rupien mit einem Boot zur vorgelagerten Insel Ile aux Cerfs übersetzen lassen. Die Überfahrt dauert -je nach Tide- ca. 20-30 Minuten. Dicht unter der Wasseroberfläche sind vereinzelt Korallen zu sehen, so dass das Boot streckenweise sehr vorsichtig manövriert werden muss.

Zur Nachbarinsel Ile de l`Est kann man schwimmen, die beiden Inseln trennen nur wenige Meter voneinander, allerdings ist die Strömung hier sehr stark und natürlich gibt es Korallen. Die Insel ist ein Badeparadies. Wer den Rummel an den Bootsanlegestellen und den vom Luxushotel Touressok betriebenen Gastronomiebetrieben meiden möchte, der sollte an der Ostseite der Insel langwandern und kann herrliche einsame Strände finden und nach schönen Muscheln suchen. Eine Gesamtumrundung gelingt mangrovenbedingt leider nicht, aber am Ende des begehbaren Teils warten geschäftstüchtige Skipper auf die müden Touristen, um sie für einen überhöhten Preis zum Ausgangspunkt zurückzuschippern.

Auf der Küstenstraße weiter nach Osten gelangt man über einen Schotterweg durch Zuckerrohrplantagen zu den Mountains Bambous. Die Domain des Grands Bois, auch Domain de Casseur genannt ist ein 2.000 ha großer auf 300 bis 500 m Höhe liegender Naturpark. Der Park ist ein Jagd- und Wandergebiet. Ideal auch für 4WD-Touren. Von dem Panorama-Restaurant hat man einen phantastischen Blick auf die Lagune.

Ein Abstecher zur Domain d’Ylang Ylang ist auf jeden Fall lohnenswert. Es gibt dort eine kleine Destillerie, in der auf historisch anmutenden Gerätschaften verschiedene Parfümöle -u.a. das seltene und kostbare Ylang Ylang-Öl – hergestellt werden. Während einer kurzen Führung wird der mühsame Produktionsprozeß erklärt. 15.000 Ylang Ylang-Bäume wurden für die Parfümöl-Produktion gepflanzt. Der Gang durch die angrenzenden Pflanzungen ist sehr interessant. Beispielsweise entdecken wir einen Zimtbaum und wissen nun, dass Zimt von den getrockneten Blättern dieses Baumes hergestellt wird.

Ein weiteres Naturerlebnis bietet Le Val. In diesem Naturpark sind neben einem Leoparden, Riesenschildkröten und Affen auch die unterschiedichsten Pflanzen zu sehen. Außerdem gibt es riesige Anthurien-Gewächshäuser, Papaya-Bäume, Kaffee-Bäume, Kressefelder, Bananen-Plantagen, Fischzucht-Becken und vieles mehr.

Der Süden: Mahebourg – Blue Bay – Ile aux Aigrette – Le Souffleur – Cap Le Gris Gris – La Roche Qui Pleure – Le Morne Brabant – Ile aux Benitiers – Piton de la Petite Riviere Noire – Black River Gorges National Park – Chamarel-Wasserfälle – Terres des Couleurs

Die ehemalige Hafenstadt Mahebourg hat weitestgehend an Bedeutung verloren. Dennoch lohnt sich ein kleiner Bummel durch die Stadt, in der uns fast ausschließlich Einheimische begegnen. Die Zufahrt führt über eine Brücke, von der sich in beide Richtungen schöne Ausblicke bieten.

Südlich von Mahebourg führt die Küstenstraße zur Blue Bay mit schönen -aber schmalen- Sandstränden. Die vorgelagerte Insel Ile aux Aigrette steht unter Naturschutz. An einem winterlichen Sonntag sind hier kaum Touristen, dafür aber viele einheimische Familien, um bei einem kühlen Bad oder Picknick das Leben zu genießen. Der Flughafen ist ganz in der Nähe. Mit etwas Glück kann man eine Boing 747, die direkt über der Lagune abzuheben scheint, starten sehen.

Ein sehr schönes Naturschauspiel ist an den Felsen von Le Souffleur zu bewundern. Die Brandung ist so stark, dass sich meterhohe Wasserfontänen an den schwarzen Lavafelsen bilden.

Einen weiteren, aber etwas weniger spektakulären Aussichtspunkt findet man am Cap Le Gris Gris und dem Felsen La Roche Qui Pleure, dem weinenden Felsen.

Der Rochester Fall, den man von Surinam erreicht, ist zwar ebenfalls nicht besonders spektakulär, mit etwas Glück findet man jedoch einen Guide, der einem zum besten Blick durch ein Zuckerrohrfeld führt. Dabei wird einem Zuckerrohrsaft gezeigt und zum Trinken gereicht. Auch die Vorführung der Reaktion eines Mimosengewächses ist im (selbstverständlich freiwillig zu entrichtenden) Preis enthalten.

Die wenig touristisch erschlossene Küstenstrecke (der Süden ist feuchter und regnerischer) bietet unterschiedliche Einblicke. Es gibt schöne, weiße Sandstrände und schroffe Felsformationen. Der Blick auf Le Morne Brabant, ein fast 600 m hoher Felsen auf der südwestlichen Halbinsel ist spektakulär. Ein kurzer Abstecher auf die Halbinsel lohnt sich. Es gibt schöne Sandstrände, die vom Profil des Le Morne eingerahmt werden. Außerdem konnten wir dem Aufbau einer neuen Hotelanlage beiwohnen und zusehen, wie Dächer mit Kokospalmenwedel gedeckt, Sonnenschirme geflochten und Palmen versetzt wurden. Man konnte, da ein kleiner Bereich schon ziemlich fertig war, schon erahnen, dass es einmal eine ganz nette Hotelanlage werden würde.

Fährt man die Küstenstrasse weiter Richtung Norden hat man einen schönen Blick auf die Ile aux Benitiers und ins Landesinnere auf den Piton de la Petite Riviere Noire (828 m) – den höchsten Gipfel auf Mauritius.

Bei Grand Casa Noyale geht die Straße zum Black River Gorges National Park ab. Zunächst erreicht man die Chamarel-Wasserfälle, die fast 90 m tief hinabstürzen. Etwas weiter liegt Terres des Couleurs – ein von Wissenschaftlern nicht zu erklärendes Naturschauspiel. Ein vegetationsloses Stück Erde, dass merkwürdig zerklüftet ist und in verschiedenen Tönen von fast Schwarz über Ocker bis hin zu Gelb und Rot schimmert.

Im Panorama-Restaurant „La Varangue sur Morne“ kann man bei touristischen Preisen den schönen Ausblick auf den Le Morne Braband und die Lagunen genießen.

Ein Blick in die Schlucht des Black River und auf die Alexandra-Wasserfälle bietet sich von der Aussichttsplattform.

Der Black River Gorges National Park steht unter Naturschutz. Ursprünglicher Urwald hat sich hier erhalten.

Unsere von Le Petrin aus geplante -und für diesen fast wolkenfreien Tag optimale Wanderung- verläuft aufgrund (wie könnte es such anders sein) fehlender Ausschilderungen eher unbefriedigend. Ein kurzer halsbrecherischer Abstecher in den ursprünglichen Wald gibt uns einen kleinen Einblick in die vielfältige Vegetation.

Einen kurzen Halt machen wir noch Grande Bassin. An diesem heiligen See (da einer Sage nach Gangeswasser hierher transportiert worden sei) der Hindus finden im Februar und März Zeremonien statt, die wir nur schwerlich erahnen können.

Der Westen: Curepipe – Port Louis – Casela Bird Park – Baie du Tamarin

Aus dem Osten kommend fährt man am schnellsten über Quartier Militaire in den Westen. Bei einem kleinen Abstecher nach Curepipe kann man den erloschenen 85 m tiefen Krater mit einem Durchmesser von 200 m besichtigen. Wer allerdings einen spektakulären Vulkankrater erwartet, ist hier falsch aufgehoben. Der Krater wirkt eher wie ein grüner, kleiner Talkessel. Angeblich ist der Krater mit dem noch aktiven Piton de la Fournaise auf Reunion verbunden. Sollte dieser einmal verstopfen, könnte es auch auf Mauritius wieder zu Vulkanausbrüchen kommen (allerdings erst in hunderten von Jahren). Schön ist der Ausblick von der Aussichtsplattform auf die Westküste.

Die angeblich an Hong Kong erinnernde Hauptstadt Port Louis liegt, von Bergen eingerahmt, an der Westküste. 15 % der Bevölkerung leben in dieser kontrastreichen Stadt. Einige wenige, moderne Hochhäuser sind umgeben von zum Teil sehr stark verfallenen kreolischen Häusern.
Auch wenn es wenige Baudenkmäler gibt, sollte man einen kurzen Stadtrundgang machen, um einen Eindruck vom Leben der Einheimischen zu gewinnen. Ein Parkhaus ist an der Caudan Waterfront zu finden. Das Gebäude erinnert an einen ehemaligen Speicher – die spiralförmigen Rutschen (vermutlich um Ware direkt auf einen darunterstehenden LKW zu laden) unterstreichen diesen Eindruck.
Von der neu angelegten Caudan Waterfront gelangt man durch eine Unterführung in den lebhaften Teil der Stadt auf der anderen Straßenseite. Die Stadt ist angereichert mit vielen kleinen Läden, die zum größten Teil wenig einladend sind.
In den Markthallen bietet sich ein turbulentes Bild. Angeboten werden Gemüse- und Obstsorten, Gewürze, Korbwaren, Stoffe, Textilien und sehr viel Schnickschnack, der uns schon bei anderen Touri-Sites begegnet ist. In der Nebensaison sind zwar kaum Touristen dort – aber man scheint darauf bestens vorbereitet zu sein. Leider wird man natürlich auch direkt als Tourist erkannt und ständig dazu animiert, die angebotenen Waren näher zu betrachten.
Das angrenzende Chinesenviertel ist ebenfalls einen Besuch wert. Überraschenderweise befindet sich im chinesischen Viertel die Jummah-Moschee, das religiöse Zentrum der 200.000 Mauritianer islamischen Glaubens.

Die langen Sandstrände entlang der Südwestküste sind sehr einladend. Ein kurzer Abstecher nach Flic en Flac, um die breiten Strände in der lauen Lagune zu erkunden, lohnt sich. Es ist eine weitere, noch überschaubare Touristenregion auf Mauritius. Hier haben wir das Glück, der Sonnenfinsternis (zumindest 80%) zuzusehen. Die Sonne glich einer Banane.

Im weiter nordwestlich gelegenen Casela Bird Parksind 1.500 Vögel (150 Arten) zu sehen. Es ist ein sehr schön gelegener und angelegter Park. Auch Bengalische Tiger, Strauße, Wallabies, Riesenschildkröten, Affen und vieles mehr sind zu bewundern. Auch die vom Aussterben bedrohte mauritianische Pink Pigeon (Rosa Taube) ist zu sehen.

Die Baie du Tamarin ist ein Paradies für Surfer und Wellenreiter. Durch die vorgelagerten Korallenriffe und die trichterförmige Bucht rollen riesige Wellen herein. In Tamarin dient eine riesige Fläche der Salzgewinnung. Aufgrund der extrem niedrigen Niederschlagsmengen ist die Küste für die Anlage von Verdunstungsbecken ideal. Auf dem großzügigen Gelände türmen sich meterhohe Salzberge.

Anke Schlingemann und Detlef Hälker